Tierarzneimittel

1700 Tonnen Antibiotika für Veterinäre dpa/APOTHEKE ADHOC, 31.07.2013 10:15 Uhr

1700 Tonnen Antibiotika: Im Nordwesten Deutschlands wurden 2011 besonders viele Arzneimittel an Tierärzte abgegeben. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

An Tierärzte in Deutschland werden nach amtlichen Erkenntnissen rund 1700 Tonnen Antibiotika im Jahr ausgegeben. Diese erstmalig für 2011 erhobene Menge veröffentlichte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Fast ein Drittel der verkauften Antibiotika ging an Tierärzte in Niedersachsen und im Norden Nordrhein-Westfalen.

Die Behörde erläuterte, dass als kritisch eingestufte Antibiotika wie Fluorchinolone und Cephalosporine der 3. und 4. Generation „eher selten“ eingesetzt würden. Derartige Wirkstoffklassen, die auch für die Behandlung von Menschen bedeutend sind, machten rund elf Tonnen aus.

Am häufigsten wurden Tetracycline (564 Tonnen) und Aminopenicilline (501 Tonnen) abgegeben. Mit Abstand folgten Sulfonamide (185 Tonnen), Makrolide (173 Tonnen) und Polypeptid-Antibiotika (127 Tonnen). Seit 2011 muss die Industrie an ein Register melden, welche Mengen bestimmter Arzneimittel sie an Tierärzte abgibt.

Mehr als 500 Tonnen Antibiotika wurden allein im Postleitzahlbereich 49 im Westen Niedersachsen und im Norden Nordrhein-Westfalens an Tierärzte abgegeben. Die Postleitzahlbereiche nördlich und südlich liegen mit Abnahmemengen zwischen 50 und 500 Tonnen dahinter.

Die Postleitzahlgebiete mit hohen Antibiotika-Mengen entsprechen den Regionen mit viel Tierhaltung: Dies lässt laut BVL den Schluss zu, „dass in Postleitzahlgebieten mit höherer Nutzungsintensität auch größere Mengen antimikrobiell wirksamer Grundsubstanz abgegeben wurden“. Darüber hinausgehende Wechselbeziehungen seien allerdings nicht möglich, da die Daten keine Auswertung über den Ort der Anwendung ermöglichen.

Die Grünen im Europaparlament mahnten, es sei nicht zu tolerieren, dass im Postleitzahlgebiet 49, wo Hochburgen der Massentierhaltung etwa bei Osnabrück und Vechta lägen, etwa ein Drittel der Gesamtmenge verabreicht werde. Die Grünen- Bundestagsfraktion forderte andere Haltungsbedingungen. Ställe mit einer halben Million Hühnern seien „Brutherde für Erkrankungen“.

Das Bundeslandwirtschaftsministerium betonte, der Antibiotika-Einsatz müsse gesenkt werden. Ein gerade beschlossenes Gesetzespaket, das Anfang 2014 in Kraft treten soll, werde mehr Transparenz schaffen und Behörden eine konsequentere Ahndung von Verstößen ermöglichen.