Selbstbestimmung

Teufelskreis Demenz dpa, 11.11.2008 15:31 Uhr

Berlin - 

Im frühen Stadium einer Demenzerkrankung bieten Angehörige besser nur vorsichtig Hilfe an. Denn die Betroffenen sind zu diesem Zeitpunkt nicht in ihrer Selbstreflexion eingeschränkt und haben ein hohes Bedürfnis nach Selbstbestimmung. Darauf weist das Deutsche Zentrum für Altersfragen (DZA) hin. Wenn Menschen mit Demenz das Gefühl haben, dass sie als nicht mehr kompetent wahrgenommen werden, kann es zu einer Verteidigungshaltung kommen. Gut gemeinte Ratschläge, etwa die Kleidung zu wechseln oder den Topf auf dem Herd nicht zu vergessen, könnten dann als erniedrigende Bevormundung aufgefasst werden.

Oft sind es dem DZA zufolge läppische Alltagsprobleme, die zum Streit führen und Betroffenen und Angehörigen das Leben schwer machen. Formulierungen wie „Du hast mich das schon mehrmals gefragt“ oder „Du hast den Termin vergessen“ stellten für Menschen mit Demenz eine permanente Kritik dar. Sie können solche Fehlleistungen aber nicht zuverlässig vermeiden, auch wenn sie ständig darauf hingewiesen werden, schreiben die Wissenschaftler im „informationsdienst altersfragen“. Auf die Konfrontation mit ihren Defiziten reagierten die Betroffenen mit Selbstschutzmaßnahmen - sie streiten die Fehler ab oder werden böse. So entstünden Teufelskreise, die eskalieren können.

Daher ist es den Wissenschaftlern zufolge wichtig, Angehörige nicht nur über Verlauf und Symptome der Erkrankung zu informieren, sondern auch über das subjektive Erleben. Im frühen Stadium einer Demenz beeinträchtigen die Symptome vor allem komplexe Tätigkeiten. Den Betroffenen gelingt es aber meist über einen langen Zeitraum hinweg, die Defizite zu kompensieren.