Testzentren: Köln lässt Apotheker hängen APOTHEKE ADHOC, 04.10.2021 09:43 Uhr
Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen wollte Anfang des Jahres den Betreibern von Corona-Schnelltestzentren unter die Arme greifen: Sie sagte ihnen 1000 Euro Anschubfinanzierung und die gleiche Summe monatlich zu, um das Entstehen einer flächendeckenden Testinfrastruktur zu erleichtern. Das hat offenbar auch in weiten Teilen des Landes gut funktioniert. Nicht so in Köln: Dort warten zahlreiche Apotheken bis heute auf ihr Geld.
Mit 1000 Euro wollte die Landesregierung im März den Aufbau von Testzentren unterstützen, sowohl als Einmalzahlung zu Beginn der kostenlosen Bürgertests als auch monatlich über einen Zeitraum von einem halben Jahr. Der Finanzierungszeitraum ist längst vorbei – das Startgeld haben viele Apotheken in Köln aber bis heute nicht gesehen. So etwa die Markt Apotheke in Porz von Mario Spieker. „Die haben das damals Anfang März angepriesen und ich dachte mir, das hört sich doch super an“, erzählt er. Also stellte er die notwendigen Anträge bei der Stadt, die das Geld vom Land erhält und dann für die Prüfung und Auszahlung verantwortlich ist.
Doch anders als in anderen Kommunen an Rhein und Ruhr passierte in Köln nichts. „Ich habe seitdem jeden Monat nachgefragt“, sagt Spieker. „Es kamen auch jedes Mal recht zügig Antworten, immer von einem anderen Sachbearbeiter. Ich werde aber bis heute nur vertröstet.“ Bereits am 12. April war ihm eine „baldige Überweisung“ des Geldes zugesichert worden. Doch das Geld kam nicht. Spieker hörte sich um und es stellte sich heraus, dass Kollegen in anderen Städten der Region ihr Geld bereits im April oder Mai erhalten hatten – nicht jedoch die in Köln. Also blieb er am Ball.
„Seit mehreren Wochen wurde mir die versprochene Zahlung der Unterstützung zugesagt. Andere Städte und Gemeinden haben gezahlt, warum die Stadt Köln noch nicht?“, fragte er die zuständige Stelle bei der Stadt im Juni. Kurz darauf kam die Antwort: „Derzeit befinden sich die Anträge für die Einrichtungszuschüsse und die monatlichen Pauschalen noch in der Prüfung“, hieß es da.
Und plötzlich war auch keine Rede mehr von einer „baldigen Überweisung“, sondern: „Da die Förderungen durch das Land NRW ausgezahlt werden und durch den zuständigen kommunalen Gesundheitsdienst dann an die Teststellen weitergeleitet werden, benötigt der Prozess noch etwas Zeit.“ Allerdings: An der Auszahlung durch das Land kann es kaum liegen, denn Kollegen außerhalb Kölns hatten ihre Zahlungen ja bereits bekommen.
Woran es liegen könnte, deutete die Stadt in einer ihrer Antworten an: „Da Köln mehr als 800 Teststellen hat, ist die Bearbeitungsdauer dementsprechend länger als in anderen Städten.“ Die Zahl von 800 Teststellen ist in der Tat einer der höchsten in deutschen Kommunen. Allerdings sind seit Anfang März mittlerweile sieben Monate ins Land gegangen. Kann es so lange dauern? Dass die zuständigen Stellen nicht gerade verlässlich arbeiten, habe er im zurückliegenden halben Jahr mehrfach selbst erlebt: Ihm seien mehrere Teststellen bekannt gewesen, in denen nicht regelkonform gearbeitet worden sei.
„Mehrere Kunden hatten uns darauf hingewiesen, dass Teststellen in Shisha-Bars einfach nur einen Wangenabstrich machen und dann ein negatives Zertifikat aushändigen“, erzählt er. Also habe er diese Teststellen bei den Behörden gemeldet, die eine Überprüfung zugesagt hätten. Passiert sei auch da: nichts.
Mittlerweile habe er sich auch schon an den Amtsapotheker gewandt, um etwas mehr in Erfahrung zu bringen. „Doch der sagte, er habe damit auch nichts zu tun, das sei eine Sache der Stadt.“ Also bleibt Spieker und seinen Kollegen wohl vorerst nichts, als weiter zu warten. „Mir geht es nicht um die 7000 Euro“, sagt Spieker. „Die meisten haben ja mit dem Testen Geld verdient. Aber es ist eine Prinzipienfrage: Wenn man etwas verspricht, dann sollte man es auch halten. Es war eine offizielle Verlautbarung – wenn es auf Zuruf gewesen wäre, dann wäre das was anderes.“
Und bereits im März seien die Mittel ja offenbar vom Land überwiesen worden – schließlich erhielten zahlreiche Apotheken außerhalb Kölns es im Folgemonat schon. „Da frage ich mich, wo das seit einem halben Jahr ist. Das wurde uns ja damals als Anschubfinanzierung zugesagt. Da muss ein ganzer Haufen Geld sein, der da noch bei der Stadt liegt.“