Christian Sickau hat ein neues Kapitel für seine Apotheke aufgeschlagen. Der Inhaber der Johannes-Apotheke Gröbenzell in Oberbayern investiert und vergrößert die Klinikversorgung im laufenden Betrieb um mehr als das Doppelte. Gleichzeitig betreibt er eine Teststelle, an der jüngst Brandstifter:innen am Werk waren. Glücklicherweise ist kein großer Schaden entstanden, und dank der Nähkünste seiner Angestellten konnten die betroffenen Stellen im Zelt schnell geflickt werden.
Sickau übernahm die Apotheke 2017, nachdem er dort als Angestellter seit 2011 tätig war. Schnell war klar, dass er sich in dem Betrieb wohlfühlt: „Ich habe gleich gemerkt, dass das genau mein Laden ist.“ Mit seinem damaligen Chef Dr. Ulrich Krötsch, der den Betrieb 1978 übernommen hatte, sei er „auf einer Wellenlänge“ gewesen. Dieser legte 1991 den Grundstein für die Klinikversorgung aus einem Gewerbegebiet heraus und begann mit drei Krankenhäusern. Sieben Jahre später wurden neue Räume eingerichtet und mit der Zytostatikaherstellung für Kliniken und Arztpraxen begonnen.
2002 folgte der Umzug der Apotheke in ein neues Ärztehaus. Der Betrieb erhielt damit unter anderem neue Beratungskabinen und einen Kommissionierautomaten. Mit dem Eintritt Sickaus, der Fachapotheker für Klinische Pharmazie ist, begann der Betrieb pharmazeutische Dienstleistungen wie Medikationsanalysen auf Station für verschiedene Krankenhäuser anzubieten. 2014 wurde ein neues Labor errichtet. „Wir platzen aus allen Nähten“, sagt Sickau. Deshalb wird das Sterillabor von 1100 Quadratmeter auf 2500 Quadratmeter erweitert.
Sickau investiert, obwohl die Arbeit zuletzt wegen der Pandemie nicht einfach war. Die vergangenen Monate seien herausfordernd gewesen, sagt er. „Die finanziellen Schwierigkeiten der Kliniken sind bis zu uns vorgedrungen.“ Die Zahlungsmoral sei deutlich eingebrochen und Rechnungen seien stark verzögert beglichen worden. „Wir mussten alle Ressourcen zusammennehmen, um nicht selbst Schaden zu erleiden.“
Der Apotheker blickt nach vorne und sucht für die Klinikversorgung aktuell neues Personal. Vorkenntnisse im Bereich aseptische Herstellung seien keine Voraussetzung, aber eine positive Ergänzung. Insgesamt beschäftigt er rund 120 Mitarbeiter. Auch für sein Testangebot stellte er zahlreiche externe Angestellte ein, darunter vor allem Studierende. „Ohne sie wäre das Testen nicht zu bewältigen gewesen. Mit dem Bestandspersonal könnten wir es nicht stemmen.“
Die Nachfrage nach Antigen-Schnelltests gehe aktuell wieder hoch. Während zuletzt nur wenige Tests pro Woche nachgefragt worden seien, seien es aktuell wieder mehrere hundert. Zuletzt mussten Sickau und sein Team im Testzelt improvisieren, weil die Teststation vor einer Woche angezündet worden war. Für die Arme der Tester sind dort Schlaufen eingebaut, um die Hygieneanforderungen zu erfüllen und gleichzeitig Einmalartikel wie Anzüge zu sparen. Diese seien angezündet worden. „Ich vermute, dass Teenager dahinterstecken“, sagt Sickau, der die Tat dennoch der Polizei gemeldet hatte. Seine engagierten Angestellten nähten kurzerhand neue Schlaufen zum Hineinschlüpfen an und mittlerweile kann wieder wie zuvor getestet werden.
Der Bereich Klinikversorgung zieht in das alte Rathaus. Der Standortwechsel ist für Ende Oktober geplant – zunächst für die neuen Büroräume, das neue Labor soll voraussichtlich im kommenden Sommer in Betrieb gehen. Bis dahin müssen die Räume renoviert, zwei neue Kommissionierautomaten eingebaut und eine Kommissionierstrecke installiert werden. Seit Ende August wird umgebaut. Das Großprojekt umfasst unter anderem Kernbohrungen für die Lüftungs- und Klimatechnik, Elektriker bereiten auf vier Etagen Anschlüsse, Leitungen sowie die Beleuchtung an den richtigen Stellen vor.
Ein Bodenleger reißt alle Böden raus und verlegt in den Bürobereichen neuen Teppichboden und im Lager Metall- und PVC-Boden. Der Sanitärinstallateur legt Leitungen für Wasser und Abwasser-Anschlüsse für die Galenik und die Labortechnik. Eine Küche wird von einem Schreiner eingebaut und der Klimabauer stattet alle Räume mit einer Klimaanlage aus. Auch vor dem Gebäude wird umgebaut: Ein Gartenbauer gestaltet die Zone für zukünftige An- und Ablieferung neu.
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