Testkauf

NDR: Apokosmetik im Drogerievergleich APOTHEKE ADHOC, 21.07.2015 12:53 Uhr

Berlin - 

Weißer Kittel, weiße Weste? Unter dem Motto „Die Tricks der Ärzte und Apotheker“ widmete sich der NDR gestern im Abendprogramm den unseriösen Geschäften der Heilberufler. Fazit des Beitrags, der bereits im vergangenen Herbst zum ersten Mal ausgestrahlt worden war: Apotheker verkaufen zu viel, Apothekenkosmetik ist zu teuer und die Imagekampagne der ABDA zeichnet ein beschönigendes Bild des Berufsstandes.

Schon bei der Expopharm hatte sich das NDR-Team umgesehen. Dr. Michael Vetter, Vorstandsmitglied im Apothekerverband Baden-Württemberg, wurde beim Fotoshooting für die ABDA-Imagekampagne begleitet. Doch auf der Messe entdeckten die Reporter, dass nicht nur ein Heilberufler, sondern auch ein Kaufmann in jedem Apotheker steckt: So werde in einem Abverkaufsratgeber von Boehringer Ingelheim empfohlen, die große Packung stets rechts auf dem HV-Tisch zu präsentieren, weil dadurch die Kaufentscheidung günstig beeinflusst werde.

Beim Vor-Ort-Termin in einer Apotheke erklärt ein Marketingexperte, dass bei der Platzierung von OTC-Medikamenten dieselben Techniken eingesetzt werden wie im gesamten Einzelhandel. Auch Werbekostenzuschüsse der Hersteller gebe es in den Apotheken, so die Nachricht.

Wie aber ist es dann um die Neutralität der Apotheker bestellt, fragt sich die Reporterin. Sie macht den Test und kauft Erkältungspräparate in 20 Apotheken. 20 Euro gibt sie im Durchschnitt aus; nur in einer einzigen Apotheke seien ihr ein preisgünstiges Schmerzmittel und ein Nasenspray angeboten worden – der Goldstandard nach Professor Dr. Gerd Glaeske.

Der Gesundheitsökonom aus Bremen darf dann abermals Kombinationspräparate wie Wick, Grippostad C, Aspirin complex und Boxgrippal verreißen und Mutmaßungen über die Motive der Apotheker abgeben. Um den Abverkaufsdruck zu reduzieren, empfiehlt er eine Beratungspauschale, die seine Kollegen den Kunden berechnen sollen.

Auch Apothekenkosmetik nutzt nach Ansicht der Reporter nur den Apothekern. Oder sind die teuren Produkte aus der Offizin wirklich besser als vergleichbare Artikel aus dem Drogeriemarkt? Verglichen werden im Beitrag Vichy und Eucerin mit den Eigenmarken von dm und Rossmann. Obwohl das Produkt von Beiersdorf im Labortest etwas besser abschneidet als der Rest, ist der höhere Preis der beiden Marken aus der Apotheke nicht gerechtfertigt, finden die Autoren. Auch Passanten auf der Straße konnten im Direktvergleich schließlich keinen Unterschied erkennen.

Kritisch beleuchtet werden schließlich die vom Bundesverband Deutscher Apotheker (BVDA) gekürten „Medikamente des Jahres“ und die Almased-Werbung mit Apotheker Rudolf Keil. Auch Krepha muss sich für seine Celyoung-Reklame mit Ärzten sowie allzu blumige Formulierungen für gewöhnliche Inhaltsstoffe rechtfertigen. Der Beitrag wird am Mittwoch um 6.35 und am Samstag um 13.30 im NDR-Fernsehen wiederholt.