Test-Magazine: „Reine Stimmungsmache“ APOTHEKE ADHOC, 01.09.2016 08:55 Uhr
Die Verbrauchermagazine Öko-Test und Warentest stürzen sich in so gut wie jeder Ausgabe auf Arzneimittel. Aus dem Apothekensortiment werden sowohl OTC- als auch Rx-Medikamente geprüft – und manchmal die Apotheken selbst. Dass die Tests und Ergebnisse nicht immer gut ankommen, zeigt eine Umfrage von APOTHEKE ADHOC: 80 Prozent der Teilnehmer halten nichts von der Bewertung von Arzneimitteln in den Magazinen.
Genau die Hälfte der Umfrageteilnehmer hegt grundsätzlich Zweifel am Testen von Arzneimitteln. Der Grund: Solche Tests verunsicherten die Verbraucher. Ein harscheres Urteil geben 30 Prozent ab: Sie finden die Auswertungen von Öko-Test und Warentest unseriös und dass „reine Stimmungsmache“ betrieben werde.
Nicht nur für die Verbraucher, auch für die Apotheken seien die Tests kontraproduktiv – dieser Meinung sind 4 Prozent. Nur 13 Prozent der Teilnehmer befinden die beinahe monatlichen Tests zu diversen Arzneimitteln – darunter auch Krebsmedikamente – für hilfreich, da sie Orientierung gäben. 2 Prozent hatte keine Meinung zu dem Thema.
An der Umfrage nahmen 206 Leserinnen und Leser von APOTHEKE ADHOC teil. Die Befragung lief vom 26. bis zum 29. August.
Öko-Test-Chefredakteur Jürgen Stellpflug gab zu, dass Apotheken bei der Auswahl der Präparate nicht befragt würden. Die Daten beziehe man über Marktforschungsinstitute. Im nächsten Schritt bindet Öko-Test mehrere Arzneimittelexperten ein. Das Schlussgutachten der Experten wird von der Firma Pharma Facts ausgewertet, die unter anderem Professor Dr. Gerd Glaeske gehört. Die Hersteller jedoch erhalten vor Veröffentlichung keine Möglichkeit zur Stellungnahme. Der Grund: Anders als bei anderen Produktgruppen werden keine Messwerte erhoben, sondern öffentlich zugängliche Studien ausgewertet und Bewertungen vorgenommen.
Während Warentest als Stiftung mit staatlichem Auftrag mit Steuermitteln gefördert wird, ist Öko-Test ein privater Verlag. Zwei Drittel der Anteile gehören der SPD, knapp ein Viertel hält Stellpflug. Darüber hinaus gibt es rund 900 Kleinaktionäre, darunter Bertelsmann-Chefin Brigitte Mohn.
Bei Öko-Test kostet die Untersuchung eines Produkts im Durchschnitt 1000 Euro, bei Warentest 2800 Euro. Rund 1200 beziehungsweise 1900 Produkte oder Dienstleistungen werden pro Jahr geprüft. Da die Hersteller für die Nutzung des Öko-Test-Labels außer einer Aufwandsentschädigung für den Vertrag nichts zahlen, muss sich das Heft entsprechend gut verkaufen. Das wiederum gehe nur mit plakativen Ergebnissen, kritisiert die Industrie. Für die Nutzung des Warentest-Siegels müssen Hersteller dagegen tief in die Tasche greifen: Für die Werbung mit der Note werden seit 2013 etwa 10.000 Euro fällig. Wer auch in Fernsehen und im Kino sein Ergebnis zeigen möchte, muss 25.000 Euro auf den Tisch legen.