Rufmord

Telefonbetrüger geben sich als Apotheken aus APOTHEKE ADHOC, 03.02.2020 10:07 Uhr

Bei zahlreichen Apothekenkunden wurden Telefonumfragen im Namen einer vermeintlichen Apotheke durchgeführt – mit anschließender Verkaufsintention. (Symbolbild) Foto: Shutterstock/SpeedKingz
Berlin - 

Immer wieder haben es Telefonbetrüger auf Apotheken abgesehen. Neuerdings wird offenbar versucht, den guten Ruf der Pharmazeuten zu missbrauchen: Mehrere Apotheken berichten, dass Unbekannte unter ihrem Namen versucht haben, unwissende Verbraucher abzuzocken.

Patrick Hofmann, Inhaber der Eichen-Apotheke im Sächsischen Großdubrau, staunte nicht schlecht, als er von Kunden auf seine vermeintliche Umfrage angesprochen wurde. Sie waren von einer 0800-Nummer angerufen und um Antworten im Rahmen einer Zufriedenheitsumfrage gebeten worden. Nur: Hofmann hatte eine solche Umfrage gar nicht in Auftrag gegeben.

Am Anfang des Gesprächs wurden Daten wie Geburtsdatum und Adresse der Kunden abgeglichen, um Seriosität vorzugeben. Wie die Betrüger an die Daten gekommen sind, kann sich Hofmann nicht erklären. Im Rahmen der Umfrage wollte die Person am Telefon wissen, wie zufrieden die Kunden mit der Apotheke seien. „Wir haben noch nie so eine Telefonumfrage durchgeführt und werden das auch künftig nicht machen“, so Hofmann.

Die meisten der insgesamt acht Kunden, die sich in den vergangenen Tagen in seiner Apotheke gemeldet haben, hatten nach eigenem Bekunden irgendwann aufgelegt. Eine Kundin konnte jedoch über den weiteren Verlauf berichten: Sie sei über verschiedene Gesundheitsprodukte aufgeklärt worden, die sie dann auch kaufen sollte. An dieser Stelle habe auch sie das Gespräch abgebrochen.

„Ich möchte nicht schlecht dastehen, wenn plötzlich ein Paket zugestellt werden sollte, mit dem ich nichts zu tun habe“, sagt Hofmann. Daher hat er die Polizei eingeschaltet und den Betrug angezeigt. Bei der Apothekerkammer habe er die Sache auch bereits gemeldet – noch wartet er auf Feedback. In der Geschäftsstelle in Dresden war zu der Angelegenheit auf Nachfrage nichts zu erfahren.

Eine Kollegin aus dem näherem Umkreis meldete sich ebenfalls zu den Vorkommnissen bei Apotheker Hofmann, nachdem ein Artikel in der „Sächsichen Zeitung“ veröffentlicht wurde. Brit Allisat, Inhaberin der Drohmberg-Apotheke in Großpostwitz, betreibt ihre Apotheke nur wenige Kilometer von Hofmann entfernt. Auch bei ihr haben sich drei Kunden gemeldet, die von dubiosen Telefonumfragen im Namen der Apotheke, betroffen waren. Die beschrieben, dass sich die Betrüger mit dem Namen der Apotheke und Frau Müller, einer ehemaligen Angestellten, meldeten. Zudem sprachen die Personen am anderen Ende der Leitung nur gebrochen Deutsch, was einen der Stammkunden von Allisat direkt stutzig werden ließ. „Zudem wusste er, dass Frau Müller nicht mehr bei uns beschäftigt ist", so die Inhaberin.

Vor ähnlichen Vorkommnissen warnt auch die Marien-Apotheke in Pattensen ihre Kunden. Auch diese wurden von Personen, die sich als Mitarbeiter der Apotheke ausgaben, telefonisch kontaktiert. Hier wurde sogar nach Kredit- und Bankdaten gefragt, wie die Lokalzeitung „LeineBlitz“ in der vergangenen Woche berichtete.

Letztendlich ging es allerdings wohl auch hier primär darum, unter dem Namen der Apotheke teure Cremes zu verkaufen. Dabei wurde darauf hingewiesen, dass es nicht möglich sei, den gekauften Artikel in der Apotheke abzuholen, sondern dass dieser nur auf dem Postweg zugestellt werden könne. Die Bezahlung sei per Lastschrift, Kreditkarte oder Sofortüberweisung möglich. Auch die Inhaberin der Marien-Apotheke hat die Polizei bereits informiert und klargestellt, dass die Anrufe nicht von der Apotheke stammen.