Tausche Land- gegen Center-Apotheke Eugenie Ankowitsch, 02.12.2017 08:26 Uhr
Die St.-Silvester-Apotheke im bayerischen Forstinning bei München könnte schon bald Geschichte sein. Die Verhandlungen laufen zwar noch, bergen aber viele Hürden. Scheitern sie, droht der Gemeinde das Ende der direkten Arzneimittelversorgung. Auch für den Inhaber Dr. Bernd Grünberg geht mit der Schließung der Landapotheke eine Ära zu Ende. Die St.-Silvester-Apotheke war seine erste Apotheke. Doch für Wehmut bleibt keine Zeit. Der Apotheker eröffnet bereits Mitte 2018 eine Center-Apotheke in München.
Noch ist nichts endgültig entschieden. Obwohl die Apotheke zum Dezember geschlossen wurde, laufen im Hintergrund wichtige Gespräche mit dem zuständigen Pharmazierat, dem Landrat und der bayerischen Apothekerkammer weiter. Es geht um eine Ausnahmegenehmigung für einen Pharmazeuten, der bereits ist, die St.-Silvester-Apotheke zu übernehmen. Der Ausgang der schwierigen Verhandlungen ist offen.
Fest steht bisher nur: Grünberg, seit 2006 Betreiber der St.-Silvester-Apotheke, hat sich von ihr getrennt. „Das ist ganz schön emotional für mich“, sagt er. Schließlich sei sie der erste Standort gewesen, mit dem er sich selbständig gemacht habe. Obwohl der Apotheker in den vergangenen Jahren eine weitere Apotheke übernommen und zwei neue eröffnet hat, fungierte die St.-Silvester-Apotheke bis zu ihrer Schließung als Hauptapotheke.
Vor längerer Zeit hatte es schon, so Grünberg, Gespräche mit einer Angestellten gegeben. Sie war bereit, den Standort weiter zu betreiben. Doch es soll Differenzen mit dem Vermieter der Apothekenräume über die Dauer des Mietvertrags gegeben haben. Während die Interessentin angesichts der unsicheren Rahmenbedingungen eine eher kürzere Vertragslaufzeit wünschte, beharrte der Hauseigentümer auf einer langfristigen Vermietung.
Dazu kam, dass der Pharmazierat den Apotheker mit Nachdruck aufgefordert hatte, endlich einen behindertengerechten Zugang zur St.-Silvester-Apotheke zu schaffen. Aber auch hier konnte sich Grünberg mit dem Vermieter auf keine einvernehmliche Lösung nicht einigen. Zuletzt soll sich auch die wirtschaftliche Lage der Apotheke verschlechtert haben. So war dem Apotheker vor Kurzem ein umfangreicher Heimbelieferungsvertrag weggebrochen.
Die Gemeinde soll noch versucht haben, ihrerseits bei der Nachfolge behilflich zu sein und zu vermitteln. Doch alles war bisher vergebens. Bürgermeister Rupert Ostermair sagte der Regionalzeitung Merkur, dass für den Fall einer Schließung zum 30. November ohne direkte Anschlussversorgung vorübergehend eine Rezeptsammelstelle beantragt werden soll.
Grünberg beteuert zwar, dass es ihm bei der Schließung der Forstinninger Apotheke nicht ums Geld geht. Doch Fakt ist auch, dass er inzwischen einen Mietvertrag für ein Ladenlokal in München unterschrieben hat. Dort will der Apotheker bis Mitte 2018 eine Center-Apotheken eröffnen. Da er aber schon vier Apotheken besaß, musste er sich zwangsläufig von einer trennen. Forstinning und die St.-Silvester-Apotheke haben dabei offenbar den Kürzeren gezogen. Warum er die Apotheke nicht zumindest bis Mitte 2018 betreibt, ist nicht bekannt.