Talkshow

Becker: Schwarzer Peter für Apotheker APOTHEKE ADHOC, 01.12.2014 18:12 Uhr

Berlin - 

Die Zeiten, in denen Friedemann Schmidt Politiker in seine eigene Talkshow eingeladen hat, sind vorbei. Heute können die Apotheker nur noch beklagen, dass sie in die WDR-Sendung „Hart aber fair“ zum Umgang mit Arzneimitteln nicht eingeladen wurden. Das stört Fritz Becker, den Vorsitzenden des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg (LAV) und des Deutschen Apothekerverbands (DAV). Er vermutet dahinter Methode.

Die Sendung mit dem Titel „Russisch Roulette auf Rezept – wie gefährlich ist die Medikamente-Flut?“ wird 21 Uhr auf ARD ausgestrahlt. Fünf Gäste diskutieren das Thema, außerdem gibt es zwei Einzelgespräche mit einem Fachanwalt für Medizinrecht und einer Patientin, die Opfer einer starken Nebenwirkung geworden war.

Der LAV kritisiert die Gästeauswahl: „Als Gesprächspartner von Moderator Frank Plasberg sind dabei eine Journalistin, ein als Kabarettist schaffender Arzt, ein ehemals in der Verwaltung arbeitender Arzt, ein Politiker, ein Vertreter der pharmazeutischen Industrie, ein Rechtsanwalt und eine Patientin angekündigt.“

Einen Apotheker – per Definition Fachmann für Arzneimittel und damit für das Thema prädestiniert – suche mach allerdings vergeblich. „Da fragt man sich, ob das Wort ‚fair‘ im Titel der Sendung nicht schon im Ansatz nur Feigenblatt ist“, so Becker. Die ABDA hatte ihrem Sprecher Dr. Reiner Kern zufolge im Vorfeld der Sendung keine offizielle Anfrage erhalten. Auf das Angebot eines Gesprächspartners war die Redaktion der Talkshow demnach nicht eingegangen.

Das Fehlen eines Apothekers in der Sendung ist aus Sicht des DAV-Chefs kein Einzelfall: Schon seit langer Zeit beobachte man, dass die Apothekerschaft auch bei Themen, die ihre Arbeit unmittelbar betreffen, von den Fernsehanstalten nicht eingebunden wird. „Natürlich können und müssen die Medien jedes Thema von verschiedenen Seiten her beleuchten“, so Becker. Er könne auch verstehen, dass ein Rechtsanwalt oder ein Journalist zu Wort komme.

„Warum aber gerade diejenigen, die mehr als vier Millionen Patientenkontakte pro Tag haben und deren Tagesgeschäft sich fast ausschließlich um Arzneimittel dreht, zu genau diesem Thema nicht eingeladen werden, ist für uns nicht nachvollziehbar“, sagt Becker.

Während sich die Apotheker neben der Standard-Arzneimittelversorgung intensiv um Arzneimitteltherapiesicherheit, Medikationscheck, Medikationsmanagement und Arzneimittel-Coaching für chronisch Erkrankte bemühten und mit diesen Leistungen ein besonders hohes Vertrauen bei Patientinnen und Patienten genössen, scheine deren Expertise für auf Kontroverse ausgelegte Talk-Sendungen im TV nicht gewollt zu sein.

„Ich habe den Eindruck, dass das Methode hat“, so Becker. „Denn wer nicht da ist und seine Meinung und Erfahrung einbringen kann, dem wird man bequem den Schwarzen Peter zuschieben können. Am Sendungstitel orientiert könnte man sagen: Das ist ‚hart‘, gleichwohl aber wenig ‚fair‘.“