Syrische Apotheker

Kurz vor dem Ziel fast gescheitert

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Berlin -

Deutsche Bürokratie hat den syrischen Einwanderern Rami Joria und Rami Ali sowie der Brasilianerin Luciana Fahrat Hilst fast einen Strich durch die Rechnung gemacht. Kurz vor ihrem Ziel, endlich als Apotheker in Deutschland arbeiten zu dürfen, mussten sie trotz bestandener Prüfungen monatelang um ihre sicher geglaubte deutsche Approbation und Arbeitserlaubnis bangen.

Vor ziemlich genau zwei Jahren sind die drei ausländischen Apotheker in die Stern-Apotheke gekommen. „Zuerst standen die beiden jungen Männer in der Apotheke. Kurze Zeit später kam die Kollegin aus Brasilien dazu“, berichtet Heinrich Osmann. „Mein Sohn hat damals bereits die Führung der Apotheken übernommen. Deshalb hatte ich Zeit, mich um die drei zu kümmern.“ Sein Weg zum Apotheker sei auch nicht gerade verlaufen. Erst mit 27 Jahren habe er Abitur gemacht, mit 30 Jahren angefangen Pharmazie zu studieren. „Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man manchmal auch etwas Unterstützung braucht. Deshalb helfe ich gern jungen Menschen.“

Die beiden Syrer Rami Joria und Rami Ali kamen – anders als viele ihrer Landsleute – nicht als Flüchtlinge, sondern auf legalem Weg nach Deutschland. Sie haben sich bereits während ihres Pharmazie-Studiums in der syrischen Hafenstadt Latakia kennengelernt und später beschlossen, nach Deutschland auszuwandern. Denn einer der Beiden wurde sogar in Deutschland geboren. „Mein Vater hat seinen Facharzt in der ehemaligen DDR gemacht“, berichtet Joria. „Ich bin 1988 in Magdeburg zur Welt gekommen.“

Er selbst habe keine Erinnerung an die ersten beiden Lebensjahre in Deutschland. Doch sein Vater habe immer nur Positives über das Land berichtet. „Er hat fünf tolle Jahre in Magdeburg verbracht und viele Freundschaften geknüpft, die immer noch Bestand haben“, so der Pharmazeut. „Diese Menschen haben mir nun geholfen, hier Fuß zu fassen“. Seine Eltern seien zwar traurig gewesen, dass er Syrien verlässt, hätten aber Verständnis dafür, dass er sich eine bessere Zukunft in Deutschland aufbauen will.

Nach vielen Monaten harter Arbeit haben alle Schützlinge von Osmann sämtliche Prüfungen bestanden und sich darauf gefreut, schon bald selbständig als Apotheker arbeiten zu können. Die Approbationsurkunde schien eine reine Formsache. Doch sie haben nicht geahnt, welch seltsame Blüten die deutsche Bürokratie treiben kann.

„Wir haben alle notwendigen Unterlagen eingereicht und die Approbation beantragt“, erinnert sich Osmann. „Doch dann hieß es, dass Approbationsurkunden erst dann ausgestellt werden könnten, wenn eine Arbeitserlaubnis vorliegt.“ Die Ausländerbehörde verlangte jedoch ihrerseits eine Approbationsurkunde, bevor sie die Arbeitserlaubnis erteilt. „Da biss sich die Katze in den Schwanz“, sagt der Apotheker. „Wir waren ziemlich ratlos und verunsichert.“ Vor allem für die drei jungen Apotheker sei es hart gewesen, so kurz vor dem Ziel eventuell aufgeben zu müssen.

„Wir sind von Pontius zu Pilatus gerannt, um doch noch eine Lösung zu finden“, erzählt Osmann. Nach vielen Telefonaten und Schreiben habe die Ausländerbehörde, die für die Erteilung der Arbeitserlaubnis zuständig sei, eingelenkt. In einem Schreiben an das zuständige Regierungspräsidium habe sie zugesichert, dass die Arbeitserlaubnis erteilt werde, sobald die Approbationsurkunde vorliegt. „Daraufhin wurden endlich die Approbationsurkunden ausgestellt“, sagt Osmann erleichtert. Nach monatelangem Hin und Her arbeiten Hilst, Joria und Ali seit einigen Wochen in der Stern- und Maxxipharm-Apotheke von Osmann.

„Ich bin sehr glücklich, dass am Ende alles gut ausgegangen ist“, sagt Joria. Der Apotheker will nun seine Sprach- und Pharmaziekenntnisse weiter verbessern. Sein wichtigstes Ziel ist es aber, möglichst bald seine Ehefrau nach Deutschland zu holen. „Wann das soweit ist, ist allerdings sehr schwer zu sagen“, so der Pharmazeut. Bis dahin bleiben ihm nur gelegentliche Besuche seiner Familie in Syrien. Vor einem Jahr sei er das letzte Mal nach Latakia geflogen. Über den Krieg in seinem Heimatland will er nicht sprechen. In Latakia sei es ruhig, so Joria wortkarg. Die Menschen hätten lediglich mit Stromausfällen und anderen Versorgungsproblemen zu kämpfen.

Auch Luciana Fahrat Hilst ist froh, dass die Odyssee mit den Approbationsurkunden endlich beendet ist. Die Pharmazeutin ist mit ihrem Mann aus Brasilien nach Deutschland gekommen, um sich eine vor allem sichere Zukunft aufzubauen. „Als ich das erste Mal in Deutschland war, war ich besonders von der Sicherheit hier begeistert“, berichtet die 29-Jährige. „Hier kann man auch abends gefahrlos auf die Straße gehen oder im Auto mit offenem Fenster fahren “. So etwas sei in ihrer Heimatstadt Curitiba undenkbar.

„Apotheke in Deutschland funktioniert so, wie es eigentlich sein soll“, lobt Hilst. „In Brasilien verkaufen wir nur. Hier ist die Beratung sehr wichtig. Das finde ich toll.“ Auch sie will nicht nur ihre Sprachkenntnisse weiter verbessern. Die junge Apothekerin überlegt, eine Weiterbildung in klinischer Pharmazie zu absolvieren. Ihre Zukunft sieht sie als Angestellte in einer öffentlichen Apotheke: „Hier habe ich mehr Freiheit und Freizeit als mit einer eigenen Apotheke“.

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