Logistiker in der Pharmabranche erwarten besondere Herausforderungen. Selbstverständlich geht es darum, Lagerprozesse zu optimieren – aber zugleich hantieren sie dabei mit hochgefährlichen Stoffen. Zudem ist Kommunikationstalent gefragt, denn sie müssen den Spagat zwischen wissenschaftlicher Exaktheit und wirtschaftlichen Kompromissen schaffen. Die nötigen Fähigkeiten will der neue und deutschlandweit einmalige Studiengang Chemie- und Pharmalogistik der Hochschule Kaiserslautern vermitteln.
Der Studiengang verbindet Kenntnisse aus der Logistik mit Vorlesungen und Praktika zu Chemie und Gefahrengütern. Er wird zum kommenden Wintersemester erstmals angeboten und ist zulassungsfrei. Studiengangsleiter Professor Dr. Martin Wölker rechnet mit etwa 30 bis 40 Studienanfängern. Nach sieben Semestern Regelstudienzeit können sie sich Bachelor of Engineering nennen.
Die Nachfrage nach dieser spezifischen Qualifikation sei da, ist Wölker überzeugt. In der Vorbereitung des Studiengangs habe er Stellenanzeigen auswerten lassen. „Zwar suchen die Unternehmen nicht unbedingt direkt nach einem Logistiker. Aber sie suchen die Kompetenzen, die wir lehren wollen“, sagt er. Auf etwa 1800 Stellenanzeigen des vergangenen Jahres hätten sich die Absolventen des anlaufenden Studiengangs bewerben können.
Der Studiengang ist auf dem Campus Pirmasens nahe der französischen Grenze angesiedelt, ebenso wie die Studiengänge Angewandte Pharmazie, Chemietechnik und Technische Logistik. Von der Nähe zu den verwandten Fächern profitiert der neue Studiengang: „Zwei Drittel des Curriculums der Chemie- und Pharmalogistik konnte aus den anderen Studiengängen übernommen werden und war damit bereits akkreditiert“, erklärt Wölker. Zugleich gehe es auf dem kleinen Campus sehr familiär zu. „Ich kenne alle meine Studenten mit Namen“, sagt er.
Die angehenden Pharmalogistiker sollen nicht nur Fachwissen aus den Bereichen Management, Technik und Chemie mitnehmen: Auch Kommunikations- und Teamfähigkeit sollen die Studenten erlernen. „Logistiker in der Pharmabranche müssen mit vielen unterschiedlichen Charakteren umgehen können“, erklärt Wölker. Sie müssten beispielsweise zwischen verschiedenen Unternehmensabteilungen sowie Lieferanten und Kunden vermitteln.
„Logistiker suchen nach dem wirtschaftlich besten Kompromiss und wollen keine Ressourcen verschwenden“, sagt Wölker. Ihre strengen Planungsstrukturen seien für die Wissenschaftler im Unternehmen manchmal schwer nachzuvollziehen: „Sie setzen ganz andere Prioritäten in ihrer Arbeit“, so der Professor. Die Pharmalogistiker sollen die Brücke zwischen beiden Welten schlagen.
Im Studiengang stehe zugleich praxisbezogenes Arbeiten im Vordergrund. Die Studenten müssen ein Praktikum absolvieren und werden Projekte bearbeiten. „Wir werden dazu mit Unternehmen kooperieren“, sagt Wölker. Ein aufbauender Masterstudiengang könnte in etwa drei Jahren angeboten werden, wenn die ersten Absolventen aus dem Bachelorstudiengang Chemie- und Pharmalogistik hervorgehen.
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