Aufzahlung für Pharmaziestudenten Maria Hendrischke, 30.06.2015 08:45 Uhr
An der Universität des Saarlands sind die Pharmaziestudenten mit hohen Kosten für ihr Studium konfrontiert. Die Gelder für die Lehre, sogenannte Kompensationsmittel, wurden bereits zum vergangenen Sommersemester um die Hälfte gekürzt. Statt zehn Millionen Euro stehen seither nur noch fünf Millionen Euro zur Verfügung. Daher müssen die angehenden Apotheker ihre Tutoren bezahlen, wobei sich der Alumniverein ebenfalls an den Kosten beteiligt. Auch Chemikalien für Praktika müssen die Studenten aus eigener Tasche zahlen.
Für das Anorganik-Praktikum müssten Chemikalien im Wert von bis zu 200 Euro selbst bezahlt werden, sagt Fachschaftsvertreterin Rebecca Linnenberger. „Im Laufe des Studiums haben wir drei größere Praktika, für die jeweils etwa diese Summe anfallen kann“, berichet sie. Studienanfängern sei dieser Betrag so nicht bewusst, vermutet sie, daher wirke er auch nicht abschreckend. „Wer wirklich Pharmazie studieren möchte, lässt sich von solchen Ausgaben auch nicht abhalten.“
Nicht nur die Materialien müssten sie selbst zahlen: „Die Kürzungen haben fünf Tutorien getroffen“, ergänzt Linnenberger. In den Veranstaltungen werde Vorlesungsstoff intensiv wiederholt und erklärt. „Tutorien sind keine Pflichtveranstaltungen“, betont die Fachschaftsvertreterin. Aber sie seien essentiell als Prüfungsvorbereitung. Doch das Tutorium in Biochemie sei komplett gestrichen worden, im Fach Organische Chemie habe der Professor das Tutorium als Übungsstunde in seine Lehre integrieren können, berichtet Linnenberger. Für die Tutorien in Physik, Pharmakologie/Toxikologie und Anorganischer Chemie mussten sich die Studenten selbst etwas einfallen lassen.
Dabei sei in der Anorganischen Chemie ein Tutorium praktisch unverzichtbar, sagt die Pharmaziestudentin. „Das Fach wird im ersten Semester angeboten. Bereits in der achten Woche ihres Studiums müssen die Erstis über den Stoff eine Klausur schreiben. Sie brauchen das Tutorium, um gewissermaßen überhaupt zu lernen, wie sie sich auf Pharmazieprüfungen vorbereiten müssen“, erklärt sie.
Um das Tutorium für die etwa 40 Studienanfänger anbieten zu können, setzt die Fachschaft auf zwei wissenschaftliche Mitarbeiter, die ehrenamtlich den Kurs leiten. „Außerdem wollen wir, dass sich ab jetzt immer drei bis vier Pharmaziestudenten aus dem zweiten Semester finden, die bei der Übungsleitung helfen“, so Linnenberger. Das sei auch für die Zweitsemester ein Vorteil, da sie den Stoff so vertiefen könnten.
Auch im Fach Physik seien Tutorien der beste Weg der Vorbereitung, sagt Linnenberger. „Die Vorlesungen besuchen wir zusammen mit den Biologie- und Chemiestudierenden, die machen aber einen Bachelor und müssen kein Staatsexamen ablegen“, erklärt sie. Die Vorlesung sei also nicht auf die Pharmazeuten abgestimmt. Somit biete das Physik-Tutorium, das von Pharmaziestudenten gehalten werde und unmittelbar vor dem ersten Staatsexamen stattfinde, eine sinnvolle und notwendige Ergänzung.
Ein Tutor unterrichte insgesamt etwa vier Nachmittage, was 400 Euro koste. Davon übernehme die Hälfte der Alumniverein, die andere Hälfte werde unter den Tutorienteilnehmern aufgeteilt, so Linnenberger. „Bei 20 Studenten wären es 10 Euro für jeden“, rechnet sie vor.Detail
„Natürlich wäre es super, wenn zum Beispiel Sponsoren die Kosten für die Lehre übernehmen könnten“, sagt Linnenberger. Finanzielle Zuschüsse für den gesamten Jahrgang gebe es bislang keine, nur für einzelne Studenten stünden Stipendien zur Verfügung. Im Grundstudium nebenher zu arbeiten, sei keine Alternative: „Das ist utopisch, dazu haben wir zu viel Stoff zu lernen.“
Linnenberger glaubt nicht, dass sich die Lage des Fachbereichs demnächst bessern wird: „Pharmazie ist in Saarbrücken mit knapp 40 Studenten pro Matrikel ein kleiner Studiengang, das hilft nicht gerade. Es kann gut sein, dass im Fachbereich noch weitere Gelder gestrichen werden. Das würde dann wissenschaftliche Mitarbeiter und Doktoranden treffen“, sagt sie.
Die Qualität der Lehre werde unter weiteren Kürzungen leiden, so Linnenberger. „Doch Studieren sollte weiterhin unabhängig von den eigenen finanziellen Mitteln für jeden möglich sein“, sagt sie. Die Kurse zeigten bereits Wirkung: Die angehenden Apotheker der Saar-Uni erzielten schon zwei Jahre in Folge im Deutschlandvergleich Spitzenergebnisse in der ersten Staatsexamensprüfung.