Onkologie

Cortison lässt Hirntumor wachsen APOTHEKE ADHOC, 30.07.2014 14:43 Uhr

Berlin - 

Cortison kann das Wachstum von Hirntumoren beschleunigen. Das haben Wissenschaftler an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) herausgefunden. Cortison wird unter anderem zur Behandlung von Ödemen bei Hirntumoren eingesetzt. Alternativbehandlungen gibt es den Forschern zufolge nicht. Die Ergebnisse der Studie haben die Wissenschaftler im Fachportal „PLOS ONE“ veröffentlicht.

Die Wassereinlagerungen entstehen den Wissenschaftlern zufolge durch Turmorzellen, die umliegende Gefäße und Zellen schädigen und für Flüssigkeiten durchlässiger machen. Ärzte setzen Cortison und Cortison-Derivate ein, etwa Dexamethason, ein weit verbreitetes, hochwirksames Cortison-Derivat. Das Cortison stabilisiert die Zellwände und Gefäße und das Hirn schwillt ab, oft schon innerhalb weniger Stunden.

Gleichzeitig regt Cortison aber die Leber an, die vermehrt Zucker ins Blut abgibt. „Eine verhängnisvolle Reaktion: Denn Zucker fördert das Wachstum des Tumors“, heißt es im Bericht der Wissenschaftler.

„Doch trotz dieses Risikos, ist die Behandlung mit Dexamethason lebenswichtig für die Patienten“, sagt Studienleiter Dr. Nicolai Savaskan. „Denn bisher kennt die Medizin keine Alternative zu Cortison, um die akut lebensbedrohenden Hirnschwellungen zu behandeln und das Leben der Patienten zu retten.“

Die Behandlung sollte nicht geändert werden, empfiehlt der Neuroonkologe. „Deshalb empfehlen wir trotz unserer Ergebnisse, das Cortison weiterhin unter ärztlicher Aufsicht zu verabreichen.“

Die Erlanger Wissenschaftler wollen die Cortisontherapie so optimieren, dass das Risiko für die Patienten möglichst klein gehalten wird, und die Behandlung besser auf die Chemotherapie abgestimmt werden kann.

Ödeme sind eine häufige Begleiterscheinung der Krankheit. Sie lassen das Hirn anschwellen und erhöhen den Schädeldruck. Im schlimmsten Fall könne die Schwellung auf das Atemzentrum drücken und innerhalb kurzer Zeit zum Erstickungstod führen.