In Südhessen und dem Rhein-Main-Gebiet hat es heute einen großflächigen Stromausfall gegeben. In einigen Gemeinden dauerte der Ausfall etwa 60 Minuten. Neben Pflegeheimen und Supermärkten waren auch Apotheken besonders von dem Ausfall betroffen.
Gemeinden wie Erzhausen, Münster, Darmstadt und Messel waren laut Polizeiangaben am Donnerstagvormittag von einem großflächigen Stromausfall betroffen. Ampelanlagen und Mobilfunknetze fielen aus, Supermärkte mussten schliessen. Grund für die massive Störung war laut Angaben der Polizei ein zerstörtes Mittelspannungskabel des Energieversorgers EVO.
Apothekeninhaber:innen mussten zum Schutz kühlpflichtiger Medikamente spontan kreativ werden: „Uns hat die Feuerwehr und die nahe gelegene Metzgerei sehr geholfen. Wir haben kurzfristig unsere kühlpflichtigen Arzneimittel dort hinbringen dürfen. Die Metzgerei hat beispielsweise ein Notstromaggregat und konnte so die Kühlung aufrecht halten“, so Nojan Nejatian, Inhaber der Heegbach Apotheke in Erzhausen. „Etwa 40.000 Menschen waren in der Zeit ohne Strom.“ Einige Patient:innen haben sich ebenfalls an die Feuerwehr gewandt und kühlpflichtige Medikamente abgegeben, so der Inhaber.
„Von dem Ausfall wurden wir regelrecht überrascht. Es ging zeitweise gar nichts mehr. So etwas habe ich in 30 Jahren hier noch nicht erlebt“, so der Apotheker. Das Internet ist zusammengebrochen, die Handys hatten keinen Empfang, bis auf wenige mit Vodafone betriebene Geräte, und auch die Großhandelsleitung war binnen kurzer Zeit überlastet.
„Wir konnten keine Preise für Rx-Medikamente ermitteln, geschweige denn die Lieferfähigkeit überprüfen“, so der Inhaber. Geschlossen hat er seine Apotheke dennoch nicht: „Wir sind froh, dass wir die Menschen notfalltechnisch versorgen konnten. Wir haben beispielsweise Bilder der abgegebenen Packungen gemacht und müssen nun entsprechend nacharbeiten“, erklärt Nejatian.
Mittlerweile sei in den meisten Gemeinden der Strom wieder da. Um besser auf solche Situationen vorbereitet zu sein, appelliert Nejatian an seine Kolleg:innen: „Jeder sollte sich zu möglichen Stromausfällen Gedanken machen und solche Dinge wie einen Taschenrechner, Taschenlampen und aktuelle Ausdrucke der Preise zu Rx-Medikamenten griffbereit haben. Ich werde mir auch ein Notstromaggregat anschaffen, um das nächste Mal besser gewappnet zu sein“, so der Inhaber.
Im Hinblick auf das E-Rezept sieht er allerdings noch Probleme: „So ein Stromausfall zeigt nochmal deutlich, dass das E-Rezept noch nicht zukunftsreif ist. In meiner Situation wäre es unumgänglich zu Retaxen gekommen, bei Belieferung ohne Ausbuchen mittels Charge beziehungsweise QR-Code.“
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