Nebenwirkungen

Yasminelle-Prozess auf 2016 vertagt

, Uhr aktualisiert am 17.12.2015 15:29 Uhr
Waldshut-Tiengen -

Im Prozess um eine mögliche Gesundheitsgefahr durch die Anti-Baby-Pille „Yasminelle“ ist der Versuch einer Einigung zwischen Klägerin und Hersteller gescheitert. Nach knapp fünf Stunden Verhandlung vertagte das Landgericht im baden-württembergischen Waldshut-Tiengen den Prozess auf das nächste Jahr. Man betrete mit dem Verfahren Neuland, sagte der Vorsitzende Richter Johannes Daun. Eine außergerichtliche Einigung sei nicht möglich gewesen, betonte er. Beide Seiten beharrten auf ihren Positionen. Weitere Prozesstermine stehen noch nicht fest.

Verhandelt wird zivilrechtlich die Klage der 31-jährigen Felicitas Rohrer gegen den Chemie- und Arzneimittelkonzern Bayer. Dieser vertreibt die Pille. Rohrer will erreichen, dass das Verhütungsmittel vom Markt genommen wird, weil sie es für gefährlich hält.

Notwendig sei das Hinzuziehen von mindestens zwei Sachverständigen, sagte der Richter. Diese sollen im nächsten Jahr benannt werden. Nach Angaben des Gerichts handelt es sich um die erste Klage in diesem Fall in Deutschland. Die Frau hatte demnach im Juni 2011 Klage eingereicht, seither läuft das Verfahren. Heute kamen die Kontrahenten zur ersten mündlichen Verhandlung zusammen und trafen damit erstmals direkt aufeinander. Bislang hatten sie sich schriftlich ausgetauscht.

Nach dem Willen der Klägerin soll Bayer umfassend Auskunft über „Yasminelle“ geben. Sie macht die Pille mit dem Wirkstoff Drospirenon für gesundheitliche Probleme verantwortlich. So habe das Mittel ein mindestens doppelt so hohes Thrombose-Risiko wie andere Präparate. Nach der Einnahme der Pille habe sie im Juni 2009 eine lebensgefährliche beidseitige Lungenembolie erlitten. Sie fordert ein Minimum von 200.000 Euro Schadensersatz und Schmerzensgeld.

Der Pharmakonzern hält die Klage für unbegründet. Durch wissenschaftliche Daten sei bestätigt, dass von der Anti-Baby-Pille und dem Wirkstoff bei korrekter Einnahme keine Gefahr ausgehe, erklärte ein Unternehmenssprecher. Die Pillen der Produktgruppe werden nach Darstellung von Bayer in mehr als 100 Ländern täglich millionenfach eingenommen. Bereits in drei Prozessen in Deutschland, in denen es um den umstrittenen Wirkstoff gegangen sei, habe Bayer Recht behalten, betonte das Unternehmen.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn hatte im März 2014 verkündet, dass von einigen Anti-Baby-Pillen ein erhöhtes Thrombose-Risiko ausgehe und die Hersteller darauf aufmerksam machen müssten. Vor allem der Wirkstoff Drospirenon sei für das Risiko verantwortlich. Das trifft nicht nur Bayer, sondern auch andere Hersteller zu. Gleichzeitig ordnete das BfArM neue Studien an. Vom Markt genommen werden müssen Pillen nach Einschätzung des Bundesinstitutes deshalb nicht.

In den USA hatten mehrere tausend Frauen gegen Bayer geklagt. Bis Anfang dieses Jahres schloss der Konzern den Angaben zufolge rund 9000 Vergleiche von insgesamt 1,9 Milliarden US-Dollar ab, ohne jedoch eine juristisch wirksame Verantwortung anzuerkennen.

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