Pfusch-Prozess

Strategie der Verteidigung stockt

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Berlin -

Die Verteidigung des mutmaßlichen Pfusch-Apothekers Peter S. versucht seit Wochen, die Medikamentenanalysen aus der Alten Apotheke infrage zu stellen. Der pharmazeutische Gutachter Professor Dr. Henning Blume machte den Anwälten einen Strich durch die Rechnung. Er hatte an den angewendeten Methoden wenig auszusetzen.

Blume gab seine Einschätzung zu den Analysemethoden des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) und Landeszentrale für Gesundheit (LZG). Nur das LZG habe die beigemischten Hilfsstoffe in seinen Vergleichsmustern genau der Originalrezeptur angepasst. Die Methoden hielt Blume für angemessen, auch wenn Teile neu entwickelt wurden und nicht offiziell akkreditiert seien. Das berichtet Correctiv aus dem Gerichtssaal.

Allerdings bemängelte Blume, dass Dokumentationsmängel die Nachvollziehbarkeit erschwerten. Matthias Heuermann, der stellvertretende Leiter des LZG, räumte ein, dass nicht alle herausgehenden Dokumente in der Qualitätssicherung geprüft würden. Bei der Analyse von Wirkstoffen könne man nicht dieselben Kriterien anwenden wie bei Arzneimittelherstellern. Die Analysen des PEI seien laut Blume weniger spezifisch als die des LZG gewesen, aber die Systematik erschien dem Sachverständigen plausibel.

Das LZG hatte im November 2016 eine Razzia im Zytolabor der Alten Apotheke und eine Wirkstoffprüfung der beschlagnahmten Krebstherapien durchgeführt. Der stellvertretende Leiter Christoph Luchte sagte laut Correctiv, er sei unsicher gewesen, genügend Kapazitäten für den Fall zu haben. Darum habe er das PEI hinzugezogen.

Das PEI untersuchte sowohl die 29 Zubereitungen mit monoklonalen Antikörpern, die am Tag der Razzia in der Alten Apotheke beschlagnahmt wurden, als auch den Infusionsbeutel, den PTA Marie Klein zur Polizei gebracht hatte. Die Mitarbeiter des PEI hätten die Zubereitungen mit Sichtkontrolle, Proteinbestimmung, molekulare Gewichtsverteilung, SDS-Elektrophorese und der isoelektrischen Fokussierung untersucht und mit einer Referenzprobe verglichen, wie der ehemalige Leiter der medizinischen Abteilung, Siegfried Giess, zuvor ausgesagt hatte.

Vor dem Landgericht Essen wurden heute enge Vertraute von S. vernommen. Die Ex-Frau des Apothekers, Simone B., hatte von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch gemacht und wurde deshalb nicht vernommen. Der Apotheker hatte sich laut seinem besten Freund Georg K. zum Workaholic entwickelt und sei immer gestresst gewesen. Nach seiner Kopfverletzung durch einen Unfall habe er unter Kopfschmerzen gelitten. K. sei als kirchlicher Trauzeuge vorgesehen gewesen, die kirchliche Hochzeit fand allerdings nie statt.

Die Befragung der ehemaligen Lebensgefährtin Barbara K. fand laut Correctiv zum Teil unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Sie beschrieb S. als „lebensbejahenden Menschen“. Es habe ihn bedrückt, dass er seit dem Unfall nicht mehr so leistungsfähig gewesen sei, er sei öfter traurig gewesen. Entscheidungen habe er immer sehr schnell und mit Weitblick getroffen, von seiner Hochzeit sei sie allerdings überrascht gewesen. S. habe die Neuausrichtung der Apotheke vorangetrieben, die die Belieferung von Altenheimen und die Zytostatika-Herstellung mit einschloss. Über Geld hätten die beiden nicht gesprochen.

Als dritte Zeugin wurde Marina T. vernommen, auch sie wurde teilweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit angehört, da es um eine mögliche Partnerschaft zu S. ging. Sie hatte vor Jahren ihre Ausbildung in der Alten Apotheke gemacht und war 2016 dorthin zurückgekehrt. Noch heute arbeitet sie in der Apotheke. T. wurde zu einem Drohanruf befragt, der bei einer Nebenklägerin eingegangen war. Auf der Aufnahme des Anrufbeantworters hörte man eine weibliche Stimme, die fragt, warum nicht darüber berichtet werde, dass die Schwester von Whistleblower Martin Porwoll seit den 70er-Jahren in der Alten Apotheke arbeitet. T. verneinte, den Anruf getätigt zu haben. Die Nebenklage möchte sie auch zu einem anonymen Drohbrief befragen,der private Details über eine Nebenklägerin enthielt.

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