Mexiko

Strafsteuer für Fast Food dpa, 04.11.2013 09:22 Uhr

Berlin - 

Mit einer Strafsteuer auf Fast Food will Mexiko der grassierenden

Fettsucht im Land begegnen. Auf Lebensmittel mit mehr als 275 Kalorien

je 100 Gramm wird ab Anfang kommenden Jahres eine Steuer von 8 Prozent

erhoben. Der Kongress verabschiedete am Donnerstag eine entsprechende

Steuerreform.

Mexiko leide an einer „echten Übergewichtsepidemie“, sagte Präsident Enrique Peña Nieto wenige Stunden vor der Abstimmung. Er kündigte eine Reihe von Gegenmaßnahmen wie Erziehungsinitiativen, neue Etikettierungsvorschriften und Sportprogramme an.

Schlechte Ernährung und mangelnde Bewegung haben dazu geführt, dass es mittlerweile in Mexiko prozentual mehr Übergewichtige gibt als in den USA. 70 Prozent der Erwachsenen sowie 30 Prozent der Kinder und Jugendlichen gelten als zu schwer. Als krankhaft übergewichtig stuft die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD 30 Prozent der erwachsenen Mexikaner ein. Fast jeder zehnte erwachsene Mexikaner leidet an Diabetes.

In Mexiko war bereits im Vorfeld der Abstimmung eine heftige Debatte um die Besteuerung von Softdrinks entbrannt. Die Erfrischungsgetränke-Hersteller argumentieren, Übergewicht sei ein vielschichtiges Problem und werde nicht allein von ihren Produkten verursacht. Verbraucherschutzverbände und Gesundheitsorganisationen dagegen weisen auf den Zusammenhang zwischen zuckerhaltigen Getränken, Übergewicht und Diabetes hin.

Mit einem wöchentlichen Pro-Kopf-Verbrauch von rund drei Litern im Jahresdurchschnitt liegen die Mexikaner beim Konsum von Softdrinks im weltweiten Ranking weit vorne, wie aus jüngsten Erhebungen der US-Universität Yale und von Industrieverbänden hervorgeht.

In Mexiko-Stadt trinkt kaum jemand Leitungswasser. Trinkwasser wird abgefüllt verkauft, und viele Menschen bevorzugen gezuckerte Getränke. Der Verband für gesunde Ernährung forderte deshalb, die zusätzlichen Steuergelder in Trinkbrunnen in Schulen und öffentlichen Einrichtungen zu investieren.

In anderen Ländern gibt es ähnliche Initiativen: In Ungarn gibt es seit 2011 eine Sonderabgabe auf übermäßig gesalzene, süße, kohlenhydrat- oder koffeinreiche Fertigprodukte. In Peru gibt es Einschränkungen bei der Werbung. In Kalifornien müssen Restaurants die Kalorienangaben in die Speisekarte aufnehmen. In New York wird über das Vorhaben, Getränke mit einem hohen Zuckeranteil in riesigen Getränkebechern zu verbieten, noch vor Gericht gestritten.