Nachtdienstgedanken

Stinkefuß auf dem HV-Tisch

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Berlin -

Es ist kurz nach Mitternacht, als ich langsam müde werde, aber trotzdem nicht einschlafen kann. Der Tag in der Apotheke begann für mich schon um 8 Uhr. Das Antlitz und das Anliegen der meisten Kunden habe ich schon längst vergessen, aber der eine Herr am Nachmittag war die Krönung. Max, soll ich darüber lachen oder mich aufregen?

„Was ist denn heute mit dir los?“, fragt die Fantaschale Max. „Seitdem wir uns am Abend in der Rezeptur begegnet sind, weißt du nicht, wo rechts und links ist. „Ja, ist ja auch kein Wunder“, sage ich. Zuvor hatte mir ja ein Kunde seinen Fuß unter die Nase gehalten. Und so toll war der Geruch ehrlich gesagt nicht. „Der Geruch von Stinkefüßen verursacht keine psychoaktiven Wirkungen“, sagt Max. Danke für die Beruhigung.

Er fragte nach einem Pilzmittel für seine Füße. Was wollte der Kunde denn mit seiner Geste erreichen? Etwa, dass ich anhand des Geruchs die Erregerart wiedererkenne? Ich kann auch mit einer Beschreibung der Symptome viel anfangen; ich brauche keine Demonstration.

Meine Nachfragen zu seinen Beschwerden führten kurze Zeit später dazu, dass er sich bückte und sich an seinen rechten Schuh herantastete. Dann begann er seinen Strümpfe auszuziehen. Ich habe mir im ersten Moment nichts gedacht, denn es ist gang und gäbe im Apothekenalltag, dass Betroffene Ihre Hauterkrankungen stolz zur Schau stellen.

Ich habe herunter geschaut, um mir ein Bild der Symptome zu machen. Im Gedanken war ich schon bei Clotrimazol drei mal täglich oder Bifonazol einmal täglich. Oder doch Terbinafin? Die zwei Sekunden waren anscheinend zu lange für ihn. Vielleicht hat er auch gedacht, dass ich seinen Fuß nicht ausreichend begutachten kann über die „Ferne“.

Nach einer Millisekunde habe ich diverse Duftmoleküle wahrgenommen, die meine Riechspalte erreicht hatten. Meine Nase signalisierte mir: „Es stinkt!“. Ich konnte nicht eingreifen, nichts Besonderes sagen. Irgendwie ging alles zu schnell, vielleicht war ich einfach nur schockiert. Schnell entschied ich mich für ein Pilzmittel. Der Gang zu den Schubladen war meine Erlösung.

„Manche Kunden denken, du wärst Ärztin“, sagt Max. Genau, so wie sie auch denken, dass man alles in die Fantaschale rein werfen und rühren lassen kann. Das erzähle ich dir irgendwann mal bei Gelegenheit. Jetzt will ich schlafen. Ich hoffe, ich träume nicht von Dermatophyten. „Mit deinem geschulten Blick und deiner Expertise erhoffen sich die Kunden eine Empfehlung des besten geeigneten Arzneimittels“, sagt Max. „Sieh es doch positiv!“

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