Waiblingen

Apotheke am Marktplatz: Kein Nachfolger gesucht Eugenie Ankowitsch, 08.07.2017 08:30 Uhr

Innenstadt stirbt, Apotheke auch: Angela Riehle schließt ihre Apotheke am Marktplatz zwar aus Altersgründen. Doch wegen der schwierigen Lage in der Waiblinger Innenstadt hat sie keine Chance auf einen Nachfolger. Foto: Apotheke am Marktplatz
Berlin - 

Sechs Geschäfte machen innerhalb kurzer Zeit in der Waiblinger Innenstadt dicht. Auch die Apotheke am Marktplatz schließt ihre Türen. Weil Inhaberin Angela Riehle dem Standort keine Erfolgschancen einräumt, hat sie nicht einmal versucht, einen Nachfolger zu finden. Für Wirtschaftsförderer Marc Funk ist die aktuelle Entwicklung in der Innenstadt aber kein Grund, schwarz zu sehen – teils seien bereits Nachfolger in Sicht. Dass die Apotheke am Marktplatz doch noch weitergeführt wird, schließt aber auch er eher aus.

Die Rahmenbedingungen hätten sich in den vergangenen Jahren stark verändert, sagt Riehle. Die Apothekerin hört zwar aus Altersgründen auf. Doch nicht einmal sie glaubt daran, dass ihre Apotheke am Marktplatz eine Zukunft hat. Und so hat sie nicht einmal versucht, einen Nachfolger zu finden. „Das wäre sowieso aussichtslos“, sagt sie resigniert.

Mit zwei Fotogeschäften, einem Naturkostladen, der Apotheke, einem Kinder-Second-Hand-Laden und einem Bastelladen schließen in der Waiblingener Innenstadt gleich sechs Läden. Zwei Geschäfte geben aus wirtschaftlichen Gründen auf. „Die Altstadt ist nicht mehr das, was sie vor einigen Jahren war“, sagt Riehle. „Viele Geschäfte haben bereits geschlossen und weitere werden folgen.“ Die Kundenfrequenz sei stetig gesunken. Erschwerend komme hinzu, dass in der Nähe nur noch ein Arzt praktiziere.

„Der Strukturwandel ist in vollem Gange“, räumt der Chef der Waiblinger Wirtschaftförderung Marc Funk ein. „Moderne Betriebsstätten und die eher kleineren verwinkelten Ladenflächen in Altbauten passen oft nicht zusammen“. Filialistenkonzepte würden sich häufig nicht umsetzten lassen. Auch mache die Nähe zur Landeshauptstadt Stuttgart dem Einzelhandel in Waiblingen das Leben schwer.

Doch insgesamt sieht er keinen Grund zur Schwarzmalerei. „Sicherlich sind die altersbedingten Aufgaben der vier Geschäfte und die beiden wirtschaftlich bedingten Aufgaben zeitlich so aufeinander gefallen, dass es wehtut“, so Funk. Es gebe aber auch Positives zu berichten, wie zum Beispiel die Eröffnung des Damenmodehauses Witt Weiden, die für kommendes Jahr geplante Eröffnung eines Tegut-Marktes oder die der Galerie Schäfer. Zudem seien bereits für einige der neuen Leerstände Lösungen in Sicht. Um welche Nachmieter es sich dabei handelt, soll nicht verraten werden.

Für die Räume der Apotheker gibt es offenbar noch keine Interessenten. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass dort weiterhin Arzneimittel verkauft werden, ist verschwindend gering. „Eine Apotheke lohnt sich nicht“, sagt Riehle ganz klar. Auch Funk glaubt nicht an eine Apotheke am Marktplatz. „Das ist natürlich schade“, sagt er. Für eine gute Arzneimittelversorgung würden die verbliebenen Apotheken aber vollkommen ausreichen.

Insgesamt bezeichnet der Wirtschaftsförderer die Lage der Stadt als gut. Die Kaufkraft sei hoch und es gebe nach wie vor gute Fachgeschäfte in der Innenstadt. Die Stadt versuche immer, frühzeitig mit den Eigentümern in Kontakt zu treten und nach neuen Nutzungsmöglichkeiten zu suchen. Doch echten Einfluss habe sie nicht. Die Entscheidung über Vermietung oder Verkauf würden die jeweiligen Eigentümer treffen.

Stadteinwohner sehen dies offenbar anders. In den sozialen Medien äußern sich einige besorgt über das Geschäftesterben in der Waiblinger Innenstadt. So schreibt Angela Schaffner-Stelter auf Facebook: „In Waiblingen ist halt nix mehr. Außer Spielhallen und Wettspielunken gibt's nix mehr. Traurig traurig. Armes Waiblingen“. „Kaputt gemacht wurde die Innenstadt sowie Bahnhof und Fronacker mit Döner, Cafe-Bar, Shisha-Bar, Friseuren, Nagelstudios, Barber, Optiker“, beklagt ein weiterer Nutzer. „Das lockt keinen hinter dem Ofen hervor, um mal zu bummeln.“

„Ich wohne seit fast 15 Jahren hier in Waiblingen und das Niveau der Geschäfte ist deutlich gesunken“, schrieb ein Leser unter den Bericht der Waiblinger Zeitung, der sich mit dem Thema beschäftigte. „Wird ein Laden frei – wer geht rein – Cafe Bar; Shisha Bar; Friseur, Barber, Nagelstudio. Damit sind die ganz kleineren Geschäfte weg“. Das Einkaufen mache in Waiblingen „keinen Spaß mehr“. Er bedauerte, dass die Stadt keinen Einfluss auf die Verpachtung nehmen kann. Denn mit den Geschäften lebe auch eine Stadt.