Seit Ende des Jahres 2023 ist die Stadt-Apotheke in Wiesloch (Baden-Württemberg) für immer geschlossen. Für das Ehepaar Jutta und Adolf Suchy endet damit zwar ein Lebensabschnitt; den historischen Teil der Apotheke möchten sie allerdings weiterbetreiben. In welcher Form das gelingen kann, ist noch offen: Ideen gibt es einige. Führungen durch das Gebäude aus dem Jahr 1858 bietet das Ehepaar nach wie vor an.
Neben dem modernen, ebenerdigen Teil, in dem Jutta Suchy über 40 Jahre die Stadt-Apotheke in der Innenstadt führte, geht es links am modernen Eingang vorbei zur historischen Apotheke. Diese ist über eine Treppe zu erreichen, deren Original-Inventar aus der Betriebszeit von 1858 bis 1966 nahezu vollständig erhalten ist.
Adolf Suchy war viele Jahre in der pharmazeutischen Industrie tätig. Dennoch verband und verbindet das Ehepaar mit dem historischen Teil der Stadt-Apotheke ihre gemeinsame Leidenschaft für die Geschichte.
Die Tochter des Ehepaars Suchy, Valeska Petri, ist selbst Apothekerin. „Wir haben uns natürlich überlegt, inwieweit es Sinn ergibt, für meine Tochter mit zwei kleinen Kindern die Apotheke weiterzuführen“, berichtet Jutta Suchy. Dagegen sprachen einige Faktoren, darunter: der vorherrschende Fachkräftemangel. „Gemeinsam mit uns hat eine weitere Apotheke im Ort schließen müssen. Sie haben kein Personal gefunden.“ Darüber hinaus spiele die aktuelle Gesundheitspolitik eine tragende Rolle für die Schließung. „Wir bekommen keine Honorarerhöhungen. Mit dem bisschen, was wir da kriegen, kann man keine Apotheke leiten. Dazu kommt noch der bürokratische Aufwand, für den wir keinen Cent bekommen“, weiß die Apothekerin zu berichten. „Entehrend ist das für den Apothekerstand“, ergänzt ihr Mann.
„Erschwerend hinzu kommt unsere Innenstadtlage“, erklärt Adolf Suchy. „Unter der Verödung der Innenstadt hat die Apotheke durchaus gelitten. Hier in der Nähe gibt es kein Ärztehaus oder Ähnliches.“ Darüber hinaus stehen Bauarbeiten an einem gegenüberliegenden Haus an. „Mit der Baustelle vor der Tür wird erst recht keiner kommen“, stellt seine Frau klar. Zur Versorgungsnot in der Innenstadt komme es dennoch nicht: Im Umkreis von wenigen Metern haben drei Apotheken weiterhin geöffnet, berichtet das Ehepaar. Die Wettbewerbssituation käme noch erschwerend hinzu. Wegen eines Problems hätten sie wahrscheinlich nicht aufgehört, so die Eheleute.
„Die Stimmung, hier eine Apotheke weiterzuführen“, beginnt Adolf Suchy, „… war nicht gerade ausgeprägt“, ergänzt seine Frau.
Eine andere Person als Valeska Petri hätte sich das Ehepaar Suchy nicht vorstellen können, „damit hätten wir keinen Zugang mehr zur historischen Apotheke gehabt“, erklärt Adolf Suchy. Führungen macht das Ehepaar nach wie vor, und möchte diese zukünftig noch ausbauen. Immerhin haben sie die historische Apotheke über 40 Jahre lang gepflegt, ihr Konzept ausgebaut. „Die Stadt-Apotheke steht für den Übergang von der handwerklichen zur industriellen Pharmazie. Diesen Punkt greifen wir gerne auf und Stellen den unseren Besuchern vor.“
„Wir bekommen häufig E-Mail-Anfragen“, erklärt Jutta Suchy, „Wir fragen dann nach, welche Themen speziell für die Gruppe interessant wäre.“ Während des Betriebs der modernen Apotheke war dies auch unter der Woche möglich, „Die Gruppen sind dann über eine Freitreppe in die historische Apotheke gelangt. Wenn Familien mit Kindern kommen, zeige ich ihnen gern, wie man früher Pillen gedreht hat“, erzählt Jutta Suchy.
Zwischen der historischen und der modernen Apotheke gibt es eine Verbindungstür. Ursprünglich war die Apotheke in einem extra dafür errichteten Nebengebäude untergebracht. Heute befindet sie sich in den Wohnräumen, die damals für den Apotheker vorgesehen waren. Die alte Apotheke war bis zum Jahr 1966 in Betrieb. Mit neuer Einrichtung ging die Stadt-Apotheke dann im ebenerdige Wohngebäude an den Start. Hier sollte 1983 schließlich Jutta Suchy bis Ende letzten Jahres ihre moderne Apotheke betreiben. Die Einrichtung wurde 1988 noch einmal erneuert.
Den historischen Teil will das Ehepaar Suchy nicht aufgeben: „Der Fortbestand ist uns ein Anliegen“, betont Jutta Suchy. „Wir haben in den letzten viel Aufwand für den Erhalt betrieben“, ergänzt ihr Mann Adolf. „Das ist nicht nur Pharmazie-Geschichte, die wir hier präsentieren können.“ Darüber hinaus können auch Bezüge zur Weinbau- sowie Automobil- und Tankstellengeschichte hergestellt werden. „Das Interesse an den kulturellen Werten ist nach wie vor ungebrochen“, berichtet er stolz. In Frage käme beispielsweise eine Vinothek mit regionalen Weinen.
Die bald leerstehende Apotheke möchten sie in ihr Konzept miteinbinden. „Wir wissen noch nicht genau, was wir aus den Räumlichkeiten machen werden.“ Das Ehepaar wolle nach dem Abschluss der Apothekenauflösung gezielt darüber nachdenken. Ideen seien an Jutta und Adolf Suchy bereits herangetragen worden. „Auch andere Leute zerbrechen sich unseren Kopf!“, meint Herr Suchy lachend. Der historische Teil bliebe genau so, wie er sei: „Da können wir's nicht, da wollen wir's nicht und da dürfen wir's auch nicht machen. Das alte Apothekengebäude steht inwendig wie auswendig unter Denkmalschutz“, weiß Adolf Suchy.
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