Darminfektionen

Sprossen sollen EHEC-Auslöser sein dpa, 06.06.2011 08:36 Uhr

Berlin - 

Sprossengemüse aus Niedersachsen ist offensichtlich eine Ursache für den schweren Ausbruch der EHEC-Seuche in Deutschland. Die Ware stammt aus einem inzwischen geschlossenen Bio-Betrieb in Bienenbüttel im Kreis Uelzen, wie das niedersächsische Landwirtschaftsministerium am Sonntag mitteilte. Unklar blieb, ob noch EHEC-verseuchte Ware im Handel ist: 18 Sprossenmischungen seien verdächtig.

Ob das Sprossengemüse aus Niedersachsen tatsächlich der Verursacher der EHEC-Seuche in Deutschland ist, steht nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) aber noch nicht sicher fest. „Wir haben zwar deutliche Hinweise darauf, dass ein Betrieb aus Uelzen offensichtlich eine Infektionsquelle ist, aber wir müssen die Bestätigung der Labortests abwarten“, sagte Bahr am Sonntag in der ARD-Sendung „Anne Will“.

Auch in Niedersachsen gibt es dem Landwirtschaftsministerium zufolge noch keinen definitiven Beweis. „Die Indizienlage ist jedoch so eindeutig, dass das Ministerium empfiehlt, derzeit auf den Verzehr von Sprossen zu verzichten“, sagte Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU). Mit gesicherten Erkenntnissen sei an diesem Montag zu rechnen. Sprossen waren vor Jahren in Asien Ursache für eine schwere EHEC-Epidemie.

Die Temperatur von 38 Grad bei der Zucht begünstige die Vermehrung von Bakterien. Einige Sprossenmischungen, die als EHEC-Quelle infrage kommen, stammen auch aus dem Ausland. Aus welchem Land genau Sprossenkeimlinge nach Niedersachsen importiert wurden, sagte Lindemann nicht.

Der Geschäftsführer des Hofs, Klaus Verbeck, kann sich keinen Reim auf die Vorgänge machen. Er sagte der Neuen Osnabrücker Zeitung, dass die Salatsprossen überhaupt nicht gedüngt würden. Auch in anderen Geschäftsbereichen des Hofes werde kein tierischer Dünger verwendet. Die Sprossen seien direkt oder über Zwischenhändler geliefert worden.

Die Zahl der Todesfälle infolge einer EHEC-Infektion stieg am Wochenende nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) auf 21. Bundesweit sind inzwischen 1526 EHEC-Fälle bekannt, bei 627 Patienten wurde das gefährliche hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) diagnostiziert. Zahlreiche Patienten schwebten in Lebensgefahr.

Kliniken in Norddeutschland arbeiten angesichts der EHEC-Fälle am Rande ihrer Möglichkeiten. Das sagte Gesundheitsminister Bahr der Bild am Sonntag. In der Versorgung gebe es Engpässe. Fehlende Kapazitäten etwa in Hamburg und Bremen könnten bisher von umliegenden Krankenhäusern bereitgestellt werden.