Sprachbuch für den Handverkauf Katharina Brand, 03.02.2024 08:45 Uhr
Über fünf Jahre hat Apotheker Amar Dajani an seinem Buch gearbeitet. „Amars Beratungsbrücke“ beantwortet auf 500 Seiten Fragen vieler Deutschlernenden; egal ob vor der Fachsprachenprüfung oder im pharmazeutischen Alltag. Von passenden Sätzen zur Erläuterung von Darreichungsformen im Kundengespräch bis zu Sätzen und Wendungen in Telefonaten mit dem Großhandel greift er eine Vielzahl von Themen auf, die für ausländischen Fachkräften in der alltäglichen Kommunikation eine Herausforderung darstellen können.
Amar Dajani hat Pharmazie an der Arabischen-Internationalen-Universität in Damaskus studiert. Seit 2016 ist er in Deutschland in öffentlichen Apotheken tätig; zuerst als Apotheker unter Aufsicht, später dann als Approbierter. Die sprachlichen Grundkenntnisse hat er in Damaskus in der Sprachschule gelernt. „Als ich dann nach Deutschland kam, war ich auch sprachlich bereit für das Land. Die Schlüsselworte beherrschte ich. Mir fehlte nur das tagtägliche Hören, ein größerer Wortschatz, zum Beispiel was Adjektive angeht. Die Grundlagen habe ich in Syrien in sechs Wochen erlernen können.“
Auch in Berlin absolvierte er einen Intensivkurs. In beiden Kursen unterrichteten ihn Lehrerinnen, denen er viel verdankt und an die er gerne zurückdenkt. „Den Rest habe ich mir selbst beigebracht.“ Das gilt auch für die notwendigen Sprachkenntnisse für die Fachsprachenprüfung und die deutsche Approbation. „Herr Dajani hat sich seine gute Ausdrucksweise selbst erarbeitet“, bestätigt seine Filialleiterin Jenny Lehmann. „Er ist sehr ehrgeizig, was das angeht. Er möchte sich perfekt ausdrücken können.“
Von Mini-Projekt zum Buch
Amars Beratungsbrücken startete als kleines Projekt. Angeregt durch Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen, sind aus 20 anfänglichen Seiten über die Jahre rund 500 geworden. Dem Apotheker fällt auf: Es gab keine Quelle, durch die diese sprachlichen Fragen hätten für ihn angemessen beantwortet werden können.
Dajani kommt ins Grübeln. Die Erfahrungen aus den kollegialen Gesprächen bestärken ihn, sein Schreibprojekt professioneller zu verfolgen. „Ich dachte bei mir: ‚Du machst doch scheinbar etwas Neues. Etwas, dass es hier in unserer pharmazeutischen Gesellschaft noch nicht gibt.‘ Deswegen habe ich noch härter an meinem Projekt gearbeitet.“
Darüber hinaus sind es Alltagssituationen, in denen der Apotheker merkt, dass er sich verbessern möchte. „Ich hatte immer einen kleinen Zettel in der Kitteltasche und habe mir Notizen gemacht, wenn mir ein spannendes Thema aufgefallen ist.“
Von der Filialleitung zur Lektorin
Der Apotheker investiert viel Mühe und Zeit in sein Buch. „Kurz vor der Veröffentlichung habe ich Frau Lehmann darum gebeten, einen Blick in mein Buch zu werfen.“ Der Filialleiterin Dajanis gefiel das Projekt auf Anhieb. „Sie als Muttersprachlerin hatte gute Anregungen für mich. Sie konnte mir unter anderem erklären, wo man besser ein anderes, passenderes Verb verwendet. Ein gutes Beispiel ist der Unterschied zwischen ‚verwenden‘ und ‚anwenden‘.“
Dem Apotheker gefallen die Anregungen ausgesprochen gut. „Ich dachte okay, gut, sie weiß, was sie erzählt. Ich habe sie dann einfach gefragt, ob sie meine Lektorin sein möchte.“ Und Lehmann sagt zu. „Wer auf Deutsch gut beraten kann, ist bei der Kundschaft in jedem Fall besser angesehen“, erklärt sie. „Das merke ich bei Herrn Dajani. Er ist sehr angesehen als Person und Apotheker, weil er so gut erklären und nachfragen kann.“
Über ein Jahr lang trafen sich Dajani und Lehmann daraufhin, um das Buch zu verbessern. „Wir hatten keinen Sonntag frei“, berichtet der Apotheker, „Winter, Sommer, Frühling, egal: Um 7 Uhr morgens stand ich am Sonntag vor Frau Lehmanns Tür. Es gab immer einen Besuch von Amar.“ Teilweise, so Dajani, waren es Kleinigkeiten, die Lehmann anmerkte. „Gerade diese Kleinigkeiten sind es, die das Buch auf ein höheres Niveau gehoben haben.“
Für wen dieses Buch ist
„Wer in der Apotheke vorne stehen und gut beraten möchte, mit allen Problemen und täglichen Themen, für den ist dieses Buch gedacht“, erklärt Dajani. Egal ob Apotheker, Apotheker unter Aufsicht, PTA oder PKA; Themengebiete wie „Ansprache des Kunden“, „Tägliche arbeitsbezogene Telefonate in der Apotheke“ oder „Notwendige Informationen bei den Kunden erfragen“ sind für alle Apothekenberufe relevant. Darüber hinaus bedient das Buch eine Vielzahl von Sätzen zur Erklärung von Darreichungsformen und medizinischen Symptomen.
Bezüglich des Werks gibt es nur eine Sache, die der Apotheker bereut. „Ich hätte das Buch nur auf Deutsch machen sollen. Wenn die Kollegen – egal ob zum Beispiel aus der Türkei oder Polen kommen – wissen, was sie gerne lernen möchten, können Sie es in meinem Buch einfach nachschlagen und lernen. Sie müssen das Arabische einfach ignorieren.“
Die arabischen Sätze im Buch sind lediglich Übersetzungen, keine zusätzlichen Informationen. „Für Araber ist es wirklich perfekt so. Aber auch alle anderen fremdsprachigen Kollegen können von dem Buch profitieren.“
Ein Sprach-Schatz
Dass es ein ähnliches Buch schlichtweg nicht gab, war laut Filialleiterin Lehmann ein weiterer Antrieb, das Werk fertigzustellen. „Er möchte auch anderen die Möglichkeit geben, eine Quelle zu haben, mit der man seine Ausdrucksweise verbessern kann.“ Die Sätze sind als Vorschläge zu verstehen, an denen sich Fremdsprachler:innen orientieren können. „Zu einem bestimmten Thema kann man Sätze nachschlagen und sich überlegen: ‚Okay, das finde ich gut, so könnte ich das auch ausdrücken.‘“
Die Filialleiterin schildert aus dem Berufsalltag: „Wer sprachlich noch sehr unsicher vor den Kunden ist, hat es schwer in der Beratung. Wer gut in der deutschen Sprache beraten kann, der ist auch viel besser angesehen. Wer damit Erfahrungen gesammelt hat und sich verbessern möchte, für den ist dieses Buch ein Schatz.“