Die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro haben begonnen. Damit die deutschen Athleten beste Leistungen bringen können, werden sie von einem Team aus Ärzten und Physiotherapeuten begleitet. Einen Apotheker haben die Sportler jedoch nicht mit nach Brasilien gebracht. So wird die Medikamentenversorgung bei der Sportveranstaltung organisiert.
Für Deutschland sollen 423 Sportler in Brasilien starten; 26 weitere sind als Ersatzkräfte dabei. Die Olympiamannschaft wird in Rio von 23 Sportmedizinern und 35 Physiotherapeuten betreut. „Ein Apotheker wird sich nicht in der deutschen Olympiamannschaft befinden“, teilte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) auf Nachfrage mit.
Verantwortlich für die Apotheke der deutschen Olympiamannschaft ist der leitende Olympiaarzt, Professor Dr. Bernd Wolfarth. Er ist Sportmediziner an der Charité Berlin. Die importierten Medikamente werden in Brasilien angemeldet. Nach Ende der Olympischen Spiele sollen sie zunächst an die deutsche paralympische Mannschaft übergeben und anschließend wieder exportiert werden. In der Apotheke befindet sich ein Sortiment von Vitaminen und Spurenelementen sowie Medikamente gegen Infekte und Verletzungen bis hin zu Notfallmedikamenten, so der DOSB.
Zudem wurde im Olympischen Dorf eine Poliklinik mit Apotheke eingerichtet. Die mitreisenden Ärzte der Olympiadelegationen können ihren Mitgliedern Rezepte schreiben, die sie in der Klinikapotheke umsonst einlösen können.
Die Klinik ist während der Spiele die Hauptanlaufstelle für die ärztliche Versorgung. Die Poliklinik hat keine Betten für Übernachtungen: Es wird davon ausgegangen, dass ein Aufenthalt in der Notaufnahme nicht länger als sechs Stunden dauert. Sollte ein Sportler oder Betreuer eine längere Behandlung benötigen, wird er in ein anderes Krankenhaus verlegt. Das Krankenhaus hat während der Spiele von 7 bis 23 Uhr geöffnet. Ein Notdienst arbeitet rund um die Uhr.
Die Apotheke der Poliklinik wird von dem brasilianischen Apotheker Dr. Luís Sérgio Nunes geleitet. Der 38-Jährige ist Manager des Bereichs Arzneimittelversorgung beim Gesundheitsdienstleister Amil. Zu dem Unternehmen gehören 3500 Kliniken, 57.500 Praxen und 12.800 Labore. Außerdem ist Nunes seit 16 Jahren Mitglied der Feuerwehr des Militärs vom Staat Rio de Janeiro.
Während der Olympischen Spiele muss er die Versorgung von mehr als 11.000 Sportlern sowie ihren Begleitern sicherstellen. Eine verantwortungsvolle Aufgabe, denn für die Athleten kann eine „falsche“ Tablette bereits den Verlust einer Medaille bedeuten. Die Apotheker, die bei den Olympischen Spielen arbeiten, müssen darüber hinaus mit Patienten aus 206 verschiedenen Ländern kommunizieren – so viele Nationen haben nie zuvor bei Olympia teilgenommen.
Innerhalb der Olympischen Einrichtungen werden Medikamente nicht nur in der Poliklinik, sondern auch an etwa 120 weiteren Stellen abgegeben. Jede eingenommene Substanz wird in einer elektronischen Akte vermerkt. Da einige Patienten ihre eigenen Medikamente einführen müssen, die in Brasilien nicht zugelassen sind, kontrollieren Apotheker die Importe bei der Einreise am Flughafen.
Etwa 50.000 Personen unterstützen die Spiele als ehrenamtliche Helfer. Darunter sind auch etwa 60 Apotheker, berichtet die brasilianische Apothekerzeitschrift Revista do Farmacêutico. Um als Helfer mitmachen zu können, mussten sie einige Bewerbungsphasen meistern: Nach einer Online-Auswahl wurde ihr Lebenslauf geprüft. Schließlich mussten sie ein Vorstellungsgespräch mit den Leitern des medizinischen Dienstes der Olympischen Spiele meistern.
Bei den Olympischen Spielen 2012 in London führte Dr. Anja Scheiff eine Apotheke im Deutschen Haus. Scheiff ist seit 2010 Apothekerin bei der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA). Scheiff beriet Sportler und Interessierte im Deutschen Haus zu Dopingstoffen; sie hat eine Beispielliste zulässiger, Dopingstoff-freier Medikamente erstellt. Die Olympia-Apotheke London wurde von der ABDA und der NADA gemeinsam eingerichtet. Für die Spiele in Rio wurde die Kooperation nicht verlängert, teilte die NADA mit. Stattdessen ist ein Präventionsexperte der Agentur nach Brasilien gereist.
Deutsche Hersteller unterstützen die Olympiamannschaft mit Spenden. Der Leverkusener Pharmakonzern Bayer hat den Sportlern OTC-Arzneimittel wie Aspirin, Bepanthen, Canesten und Iberogast zur Verfügung gestellt.
Einige Olympia-Starter sind aufgrund des Zika-Virus besorgt. Schwangere sollten sich schützen: Die von Mücken übertragene Infektionskrankheit kann Schädelfehlbildungen bei Ungeborenen verursachen. Die deutsche Delegation ist daher mit Mückenspray, Moskitonetzen und Fliegengittern ausgestattet. Hermes Arzneimittel versorgt das das Team mit dem Mückenschutz Anti Brumm. Da in Brasilien derzeit Winter herrscht, dürften zudem weniger Mücken unterwegs sein.
Die Olympischen Spiele 2016 werden vom 5. bis zum 21. August in Rio den Janeiro ausgetragen. Vom 7. bis zum 18. September finden die Paralympics statt.
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