OTC-Präparate

„Apotheker wollen primär verkaufen“ APOTHEKE ADHOC, 21.05.2015 14:59 Uhr

Berlin - 

Professor Dr. Gerd Glaeske ist bei „Frontal21“ oder „NDR Markt“ der ewige Pharmakritiker, Professor Dr. Peter Sawicki bei Spiegel online. Der frühere IQWiG-Chef, der mittlerweile wieder als niedergelassener Arzt tätig ist, darf in regelmäßigen Abständen gängige OTC-Medikamente bewerten. Diesmal trifft es topische Schmerzmittel – und die Apotheken.

Wärmepflaster wie ABC (Beiersdorf), Doc Therma (Hermes) oder Thermacare (Pfizer) haben laut Sawicki ein Problem: Ihre Wirkung lässt sich in Studien nur schwer nachweisen. Denn sobald es auf der Haut warm wird, wissen die Patienten, dass sie kein Placebo erhalten haben. Fazit: Die Produkte wirkten „etwas schmerzlindernd, es könnte sich dabei aber um Suggestion handeln.“

Kytta (Merck) könnte einen schnell einsetzenden schmerzlindernden Effekt haben. Allerdings sei dies nicht sicher belegt, denn eine entsprechende Studie sei nicht optimal durchgeführt worden. Beim Homöopathikum Traumeel (Heel) wiederum gebe keine wissenschaftlichen Studien.

Außerdem kommt im Beitrag Dr. Bernhard Arnold, Chefarzt Multimodale Schmerztherapie am Amper-Klinikum Dachau (Helios) zu Wort: Er hält die Abgabe der meisten Präparate in den Apotheken für vertretbar. Es wundere ihn allerdings, dass den zehn Testkäufern durchweg Wärmeapplikationen empfohlen worden seien – ohne weitere Rückfragen. „Eigentlich hätten die Apotheker vor der Empfehlung die Verträglichkeit erfragen müssen, insbesondere bei der Kytta Salbe oder dem ABC Pflaster.“ Das sei entscheidend, denn entzündliche Erkrankungen könnten sich unter Wärme weiter verschlechtern.

Auch Arnold fordert Evidenz: „Der Hinweis auf Magnesium, das helfen könnte, ist Unsinn”, so der Mediziner. Der Gedanke an muskelentspannende Medikamente als Ergänzung zu Schmerzmitteln sei zwar grundsätzlich richtig, für Magnesium gebe es jedoch keinerlei Wirkungsbeleg. Wirksame Muskelrelaxantien gebe es auf Rezept.

Er vermisse zudem den Hinweis, dass einfache Alternativen oft ausreichten: Heizkissen, nicht zu heiße Wärmflasche, Kirschkernkissen oder Wärmekompressen. Hier wird zwar kein Wirksamkeitsbeleg geliefert, aber eine Erklärung: „Aber natürlich will ein Apotheker verständlicherweise erst einmal auch verkaufen.“

Zuletzt waren bei Spiegel online im März Erkältungsmittel wie Sinupret (Bionorica), Umckaloabo (Schwabe), Meditonsin (Medice), Grippostad C (Stada), Gelomyrtol (Pohl-Boskamp) und Echinacea Ratiopharm geprüft worden. Davor waren im Herbst Orthomol immun, Curazink (Stada) und Esberitox (Schaper & Brümmer) verrissen worden.