Speziallabor für Mücken dpa, 03.08.2012 12:11 Uhr
Deutschland ist mit 49 Stechmückenarten im weltweiten Vergleich sicher kein Paradies für die Insekten. Doch drei der zwischen Alpen und Ostsee nachgewiesenen Arten wurden erst nach 2007 in Deutschland gefunden, die asiatische Tigermücke, die asiatische Buschmücke und Culiseta longiareolata. Das beunruhigt die Forscher, denn im Gegensatz zur für den Menschen harmlosen Culiseta longiareolata überträgt beispielsweise die asiatische Tigermücke Dengue oder Chikungunya-Fieber. Auf der Ostsee-Insel Riems soll nun ein Speziallabor entstehen.
2007 erkrankten in Norditalien rund 200 Menschen am Chikungunya-Fieber. Vor zwei Jahren kam es in Südeuropa nach Jahrzehnten erstmals wieder zu einzelnen Fällen von Dengue. „Die Globalisierung ist für die Einschleppung dieser Erreger viel bedeutsamer als der Klimawandel“, sagt Dr. Helge Kampen, Entomologe des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) auf der Ostsee-Insel Riems. Flugzeuge oder Autoverkehr bringen nicht nur die Mücken in kürzester Zeit nach Mitteleuropa, sondern auch Reisende, die in den Tropen mit den exotischen Erregern infiziert wurden.
In dem sogenannten Insektarium auf Riems, einem Labor der Sicherheitsstufe 3, könnten ab Mitte 2013 Versuche erfolgen. Nicht nur an Mücken, die per Mikroinjektion mit den Erregern infiziert werden, kann dort die Vermehrung der Viren beobachtet werden. Auch an infizierten Mäusen, Hamstern, Schafen und Rindern wollen die Experten die Übertragungswege studieren.
„Die Einschleppung von exotischen Erregern ist ein Phänomen der letzten 20 bis 30 Jahre“, so Kampen. Schon jetzt weiß man, dass heimische Mücken auch in Deutschland humanpathogene Erreger übertragen können. In den vergangenen drei Jahren wurden mit dem Sindbis- und Batai-Virus zwei für den Menschen infektiöse Erreger in einheimischen Mückenarten nachgewiesen. Zudem wurden exotische Mückenarten in Deutschland entdeckt, die Erreger von Krankheiten wie Dengue-Fieber, Gelbfieber oder Chikungunya-Fieber übertragen können.
Dennoch, die Hürde einer Übertragung sei hoch, entwarnt Kampen. Mücken und der bereits Infizierte müssten im richtigen Stadium aufeinandertreffen. „Vor allem muss die Mücke lange genug leben, damit sich der Erreger in der Mücke vermehren und an andere Menschen oder Tiere weitergegeben werden kann.“