Apotheker:innen packen mit an Carolin Ciulli, 02.03.2022 15:15 Uhr
Die Hilfsbereitschaft für die Menschen in der Ukraine und die Kriegsflüchtlinge ist groß. Zahlreiche Apotheken und Unternehmen bringen sich ein, helfen vor Ort bei der Organisation mit oder sammeln Spenden. „Ich habe endlich einmal wieder Pharmazie gelebt und nicht verwaltet“, freut sich Apothekerin Bettina De Schrijver, die eine Hilfslieferung strukturierte, bevor der Lastwagen in Richtung Ukraine aufbrach. Die aus Polen stammende Apothekerin Sylwia Spaniel macht sich bereit, am Samstag einen Hilfstransport nach Polen zu begleiten.
Zahlreiche Apotheken sammeln Hilfsgüter für die Opfer des russischen Angriffs auf die Ukraine. Inhaber:innen und Angestellte organisieren entweder selbst Transporte oder schließen sich mit anderen zusammen. Die Löwen-Apotheke und die Apotheke am Forst im bayerischen Feuchtwangen suchen in Kooperation mit Privatpersonen Produkte für die Krankenhäuser in der Ukraine. Apothekerin Spaniel, die selbst aus Polen stammt, will am Wochenende selbst nach Breslau fahren, um die Sammlung abzugeben.
Spaniels Heimatort in Polen liegt eine Dreiviertelstunde von der ukrainischen Grenze entfernt. „Meine Eltern wohnen noch dort und wollen nicht weg. Ich habe schon gesagt, dass wir sie holen. Noch kriegen sie dort nichts vom Krieg mit, hören aber die amerikanischen Flugzeuge. Die Amerikaner sind gut in Polen vertreten“, sagt die Apothekerin.
Breite Unterstützung aus der Region
Die Hilfsbereitschaft sei groß –in Deutschland und in ihrem Heimatland. „Es ist wahnsinnig toll, wie sich die Menschen Gedanken machen.“ Auch Ärzt:innen aus der Region meldeten sich zurück. Eine Praxis habe zwei Paletten Kochsalzlösung bestellen lassen. Ein anderer Arzt spende ein Ultraschallgerät. Zudem meldeten sich Helfer:innen zum Einpacken an.
Die Hilfsaktion wird von einer Transportfirma unterstützt, die Fahrzeuge inklusive Kraftstoff bereitstellt. Gesucht werden Produkte für Kliniken. „Unsere Rückmeldungen aus der Ukraine lauten, dass es nichts mehr in Krankenhäusern gibt“, sagt Spaniel. Benötigt würden unter anderem Kompressen, Binden, Verbandsmaterial jeglicher Art, Thermodecken, Wunddesinfektion, Handschuhe, Wundsalben, Glukose, Kochsalzlösung, Nadeln/Spritzen und vieles mehr. Seit zwei Tagen können kleinere Pakete in den Betrieben abgegeben werden. Größere sollen an einen anderen Standort gebracht werden. Kleidung oder Lebensmittel würden nicht benötigt. „Wir versorgen Krankenhäuser und die Menschen an der Front.“
Auch De Schrijver engagiert sich wie zahlreiche Kolleg:innen. Die Inhaberin der Regenbogen Apotheke im hessischen Vellmar kontaktierte den Malteser Hilfsdienst in Kassel, ob Hilfe benötigt werde. Gemeinsam mit einer Hebamme organisierte und strukturierte sie Arzneimittelspenden, um die Produkte übersichtlich an die Helfer vor Ort abgeben zu können. „Ich habe mit pharmazeutischem Sachverstand auf die Spenden geschaut.“ Die Pakete seien auf englisch und kyrillisch beschriftet worden.
Apotheker:in bringen Struktur in Spenden
Die ganze Kirche sei voll mit Spenden. „Ich bin übewältigt von der Hilfsbereitschaft“, sagt De Schrijver. Die Malteser hätten jetzt dafür gesorgt, dass eine Apotheker:in vor Ort sei, der die Spenden strukturiere. Dringend benötigt würden etwa Kanülen und Insulinpens sowie Infusionsbesteck, Schmerzmittel und Verbandsstoffe. „Man kann helfen.“ Andere Apotheken nehmen abgelaufene oder neue Verbandskästen entgegen oder stocken Geldspenden auf.
Für Apothekerin Ramona Bergmeister stellt sich ein komisches Gefühl ein, wenn bei ihr Kund:innen im Handverkauf aktuell nach großen Mengen Schmerzmitteln oder Verbandsmaterial fragen, um die Waren zu spenden. Der Preis spiele dabei keine Rolle. Auch Höchstabgabemengen könne man in diesen Situationen mal beiseiteschieben. „Doch wir wollten auch selbst etwas tun und haben erste Pakete mit allen benötigten Artikeln gepackt“, berichtet die Apothekerin. „Dabei war mir bei einigen Dingen gar nicht bewusst, dass sie benötigt werden. So habe ich gestern einer Box zahlreiche Fieberthermometer beigelegt. Auch Infusionsbestecke und Kompressen hat Bergmeister dazugepackt. „Wir hatten gestern noch persönlichen Kontakt mit einem Arzt, der selbst aus der Ukraine kommt – er hat berichtet, dass er sich jetzt mit zahlreichen Spenden Richtung Grenze begibt. Er schaut, wie weit er kommt. Da haben wir ihm die Päckchen direkt mitgegeben. Ansonsten gibt es ja auch zahlreiche Hilfsaktionen hier vor Ort in Regensburg.“
Sie wollen helfen? Eine Übersicht über Spendenaktionen gibt es hier.