Organspende

Spahn will Druck, aber keinen Zwang

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Berlin -

Mehr Menschen als bislang sollen sich über eine mögliche Organspende klar werden. Diese Auseinandersetzung wünscht sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und hält sie für eine Selbstverständlichkeit. „Das sind wir den mehr als 10.000 Menschen schuldig, die voller Hoffnung auf ein Organ warten.”

Jeder sollte daher für sich eine Entscheidung treffen und sie auf einem Spendeausweis dokumentieren. „Viele haben das schon getan. Aber das reicht noch nicht.” Daher sei weiter Überzeugungsarbeit zu leisten, sagte Spahn mit Blick auf den Tag der Organspende am 2. Juni.

Noch vor drei Wochen hatte der Minister im Rahmen seiner Kritik an der elektronischen Gesundheitskarte jeglichen Zwangsmaßnahmen im Gesundheitswesen eine deutliche Absage erteilt. Weder solle es erhöhte Krankenkassenbeiträge für Raucher geben, noch wolle er Zwänge beim Organspenden. Die Bürger sollten nicht automatisch zu Organspendern werden, nur weil sie keine anders lautende Erklärung abgegeben haben.

Die generelle Sicht auf Organspenden hat sich neuen Umfragedaten zufolge weiter verbessert. Positive Einstellungen dazu seien mit 84 Prozent nun so hoch wie noch nie, ergab eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Befragt wurden von November bis Februar 4000 Bürger im Alter von 14 bis 75 Jahren. Einen Organspendeausweis haben demnach inzwischen 36 Prozent, nachdem es 2012 noch 22 Prozent waren. Krankenkassen müssen Versicherte ab 16 Jahren alle zwei Jahre anschreiben und über das Thema informieren.

Nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation erreichte sie im vergangenen Jahr mit 797 Spendern einen Tiefpunkt. Dies liege aber weniger an einer mangelnden Bereitschaft der Bevölkerung. Eine Ursache sei eine enorme Leistungsverdichtung in den Kliniken. Spahn sagte, die Bundesregierung wolle Transplantationsbeauftragte in den Kliniken stärken und die Vergütung so verbessern, dass sich die Krankenhäuser wirklich um dieses Thema kümmerten.

Um die Quote der Organspendewilligen zu erhöhen, gehen einige europäische Nachbarn den Weg der Widerspruchslösung, zuletzt haben die Niederlande das beschlossen. Diese Regelung sieht vor, dass jeder, der nicht aktiv einer Organ- oder Gewebespende widerspricht, nach seinem Tod als Organspender gilt.

„Aus medizinischer Sicht, vor allem aber aus Sicht der vielen schwerkranken Patienten auf der Warteliste, wäre eine solche Regelung der Idealfall”, sagte Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer. Für eine Widerspruchslösung kämpft auch SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach. „Für mich ist das ganz klar die Lösung, die ich bevorzuge – als Politiker und als Arzt. Wir könnten damit so vielen Menschen den Tod ersparen oder ein besseres Leben ermöglichen.”

Kritisch steht der Idee Rolf Henke gegenüber, der Vorsitzende der Ärzte-Gewerkschaft Marburger Bund. Das Transplantationswesen lebe von Vertrauen – ob eine Widerspruchslösung das Vertrauen stärkt, bezweifelt er: „Es ist eher das Gegenteil zu befürchten.” Man müsse die Menschen überzeugen und die Strukturen verbessern.

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