Viele Apothekenteams möchten den Menschen in der Ukraine und den vielen Flüchtlingen irgendwie helfen. Im Podcast NUR MAL SO ZUM WISSEN gibt Apotheker Andreas Portugal von den Apothekern ohne Grenzen (AoG) viele nützliche Tipps, wie man sich am besten einbringen kann – und welche Form der Hilfe zwar gut gemeint ist, aber eher kontraproduktiv. Und er erzählt eindrücklich von der ukrainischen Familie, die er aktuell bei sich zu Hause aufgenommen hat. Jetzt reinhören! (Audio oder Video)
Portugal ist Gründungsmitglied der AoG und seit mehr als 20 Jahren aktiv. Seine beiden Apotheken hat er Anfang vergangenen Jahres abgegeben, heute ist er als Koordinator für das Impfstoffmanagement des Landkreises Vorpommern-Greifswald tätig. Doch aktuell gibt ihm sein Arbeitgeber viel Freiraum, damit er sich auf die Arbeit für die AoG konzentrieren kann.
Die Hilfsorganisation erfährt eine große Spendenbereitschaft. Allein die Koordination bindet viele Kräfte. Deshalb appelliert Portugal im Podcast erneut an seine Kolleginnen und Kollegen, keine Kleinstmengen von Arzneimittel zu spenden, sondern die Hilfsorganisationen lieber mit Geldspenden zu unterstützen. Für 9 Euro könnten diese zum Beispiel 1000 Tabletten Paracetamol einkaufen.
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Portugal weiß aber aus eigener Erfahrung, dass trotzdem viele Sachspenden zusammenkommen. Hier könnten die Apotheker:innen mit ihrer Expertise in den Kommunen helfen, die gespendete Ware zu sichten und zu sortieren. Bei jeder Hilfe gilt: Lieber koordiniert und auf Anfrage als auf eigene Faust. Denn ansonsten könnten die gut gemeinten Spenden am Ende vor Ort zu viele Kräfte binden.
Die AoG kümmern sich aktuell um ein sehr drängendes Problem: Ein großer Mangel besteht in der Ukraine an Insulin. Portugal und sein Team versuchen zu eruieren, welche Präparate dort zum Einsatz kommen und wie diese am besten zu beschaffen sind. Da die Apotheker ohne Grenzen nicht selbst in Kriegsgebieten aktiv sind, kooperiert die Organisation mit Kräften vor Ort. Der Austausch mit den Krankenhäusern läuft gut, jetzt wollen die AoG Kontakt mit möglichst vielen Apotheken herstellen. Ein eigenes AoG-Team soll sich darum kümmern, die Apotheken in der Ukraine am Laufen zu halten – sofern es dafür nicht zu spät ist. Aus Mariupol etwa berichtet ein Vertreter der Ärzte ohne Grenzen, dass viele Apotheken aufgebrochen und geplündert sind.
Portugal hat selbst eine fünfköpfige Familie bei sich aufgenommen, die bereits zum zweiten Mal aus dem Donbas fliehen musste. Der Kontakt zu Portugal bestand bereits. „Das ist ein einfacher Beitrag, den wir leisten können, im Vergleich zu dem, was die Ukrainer selbst gerade durchmachen.“ Besonders emotional sind die Telefonate mit den Familienmitgliedern, die noch in der Ukraine sind. Zwei Frauen wollten bei ihren Männern vor Ort bleiben. „Die Tochter in der Ukraine hat ihrer Mutter gestern am Telefon gesagt, dass sie schwanger ist. Das ist natürlich einerseits eine sehr schöne Nachricht, andererseits hat das zu heftigen Diskussionen in der Familie geführt, weil die Mutter versucht hat, ihre Tochter zu überreden, nach Deutschland zu kommen“, berichtet Portugal.
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