Prävention statt Verbot

Snackautomat vor Apotheke sorgt für Kritik

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Jarmen -

In der Kleinstadt Jarmen in Mecklenburg-Vorpommern sorgt ein neu installierter Snackautomat für viel Gesprächsstoff. Der Automat steht nicht nur in unmittelbarer Nähe zu einer Schule und einer Arztpraxis, sondern direkt vor der Apotheke „Zu den drei Rosen“ von Inhaber Markus Oelze. Der hat eine klare Meinung zur Installation.

Die Apotheke „Zu den drei Rosen“ wird seit vier Jahren von Oelze geführt. Am 10. Juli begannen die Bauarbeiten vor der Apotheke, am 15. Juli wurde der Automat installiert. „Ab und zu gibt es Kommentare von Kunden“, erzählt der Apotheker. Der Standort des Automaten steht in der Kritik, da er direkt über einer Arztpraxis platziert ist und die angebotenen Snacks alles andere als gesund sind.

Prävention statt Verbot

Obwohl der Automat auch spätabends und nachts zugänglich ist und, trotz regelmäßiger Reinigung, immer wieder Müll von den Kunden hinterlassen wird, sieht der Apotheker selbst kein großes Problem in der Installation. „Wenn die Kinder die Süßigkeiten nicht aus dem Automaten holen, kaufen sie sie eben im Supermarkt“, meint er. Statt ein Verbot zu fordern, plädiert er für mehr Prävention. Diese müsse im Elternhaus beginnen. Falls das nicht ausreiche, sollten vielleicht schon in Kindergärten und Schulen entsprechende Kurse angeboten werden. Langfristig sei es wichtig, umfassende Präventionsprogramme zu entwickeln.

Oelze sieht vor allem die Energy-Drinks im Automaten kritisch. Der hohe Koffeingehalt sei besonders für Schwangere und Jugendliche riskant. Trotzdem gibt es für diese Getränke keine Altersbeschränkung, was der Apotheker beanstandet. „Ein hoher Koffeingehalt stört den Schlaf-Wach-Rhythmus und wirkt sich negativ auf Nieren und Herz aus“, erklärt er. Außerdem birgt Koffein ein Suchtpotenzial, vor dem Kinder unbedingt geschützt werden sollten.

ApoRG ist echtes Problem

Echte Sorgen bereitet dem Apotheker momentan die Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Apothekenreformgesetz (ApoRG). „Die Stimmung im Team ist angespannt“, berichtet er. „Wir müssen abwarten, es bleibt ungewiss.“

Um das Apothekennetz zu erhalten, hält er sowohl kurzfristige als auch langfristige Maßnahmen für notwendig. Kurzfristig sei vor allem mehr Geld erforderlich, um die steigenden Betriebs- und Personalkosten auszugleichen. Langfristig müsse sich das Anforderungsprofil der Apotheken weiterentwickeln.

Den Kontakt zwischen Apotheker und Patient auch per Telepharmazie zu ermöglichen, findet Oelze nicht grundsätzlich schlecht. Allerdings sei der Begriff Telemedizin durch Gesundheitsminister Karl Lauterbachs (SPD) Reformen „verbrannt“; Der plant, dass PTA künftig Apotheken ohne anwesenden Apotheker betreiben dürfen, solange dieser bei Bedarf per Video zugeschaltet wird. „Supervision ist nur durch einen guten Prozess möglich, nicht durch ein schnelles Telefonat“, sagt Oelze. Zudem würden viele PTA das gar nicht machen wollen. Auch gegen den Fachkräftemangel sei das keine Lösung.

Vielmehr sollten die Kompetenzen langfristig erweitert werden. Neue pDL seien ein wichtiger Ansatz, so Oelze. „Apotheker sollten als wichtiger Faktor in der Prävention gesehen und entsprechend honoriert werden“, appelliert er. Vor allem in Medikationsanalysen sieht er großes Potenzial, doch auch diese müssten angemessen honoriert werden. Impfungen sollten seiner Meinung nach im Einzelfall entschieden werden, da sie in erster Linie Aufgabe der Ärzte seien. „Es darf keine Konkurrenz zwischen den Berufen entstehen“, betont der Apotheker.

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