Schlafhygiene, eine Reduzierung der Bildschirmzeit, Atemübungen oder Entspannungstechniken gehören zu den bewährten Maßnahmen bei Einschlafproblemen. In den sozialen Medien gibt es einen neuen Trend: Sleepmaxxing. Doch Expert:innen warnen vor den skurrilen TikTok-Tipps für einen besseren Schlaf. Von Mund zukleben bis Kiwis essen ist einiges dabei.
Guter Schlaf ist das A und O, um zur Ruhe zu kommen und neue Kraft zu tanken. Doch ein Großteil der Menschen schläft bekanntlich schlecht. Zu wenig Schlaf, Ein- und Durchschlafprobleme gehören dabei zu den häufigsten Herausforderungen. Um Schlafqualität und -dauer zu verbessern und so die eigene Leistungsfähigkeit zu steigern, kursieren in den sozialen Medien zahlreiche Ratschläge. Doch Expert:innen warnen: Die durch den Trend „Sleepmaxxing“ vermittelten TikTok-Tipps sind mitunter gefährlich.
Während in zahlreichen Videos Tipps für einen besseren Schlaf vermittelt werden, die auch von Expert:innen wie Ärzt:innen sowie Fachgesellschaften empfohlen werden, darunter
gibt es auch Ratschläge, die weit darüber hinausgehen und für die oftmals wissenschaftliche Belege zur Wirksamkeit fehlen, kritisieren Expert:innen. So gehören zu den weiteren TikTok-Tipps, die zum Sleepmaxxing kursieren, beispielsweise das Einhalten einer strengen Proteindiät, die Nutzung von Gewichtsdecken, Augenmasken und „Nasenflügeldehner“ sowie das Aufstellen einer Rotlichtlampe. Empfohlen wird außerdem, mindestens zwei Stunden vor dem Zubettgehen nichts mehr zu trinken und nur auf dem Rücken zu schlafen – um besser auszusehen.
Und auch der Verzehr von täglich zwei Kiwis am Abend soll durch die enthaltenen Antioxidantien und Serotoninvorstufen dazu beitragen, den Schlaf zu optimieren. Zwar ist hierbei generell nicht von einer schädlichen Wirkung auszugehen, die oft versprochenen positiven Effekte sind jedoch nicht eindeutig belegt, heißt es von Wissenschaftler:innen.
Dass einige Tipps der sogenannten „Sleepmaximizer“ jedoch nicht nur skurril erscheinen, sondern auch gefährlich sein können, belegt unter anderem die Empfehlung, täglich mindestens 500 mg Magnesium über Nahrungsergänzungsmittel zu sich zu nehmen, um besser schlafen zu können. Zum Vergleich: Die empfohlene Tageshöchstmenge liegt laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung bei 350 mg (Männer) beziehungsweise 300 mg (Frauen) für Erwachsene ab 19 Jahren.
Und auch die Nutzung von Geräten, die „weißes Rauschen“ als Einschlafbegleitung erzeugen, wird kritisch betrachtet. Denn bei zu hoher Lautstärke können diese das Gehör schädigen. Hinzukommt ein Gewöhnungseffekt, insbesondere bei früher Nutzung wie im Kindesalter.
Doch damit nicht genug. Besonders gefährlich kann es werden, wenn Nutzer:innen dem Tipp folgen, sich beim Schlafen den Mund mit Klebeband zuzukleben – auch bekannt als Mouthtaping. Dadurch soll verhindert werden, dass durch den Mund geatmet wird. Neben einem positiven Effekt auf den im Schlaf entstehenden Mundgeruch soll dies auch Schnarchen verhindern. Doch die Ursachen wie Allergien, Asthma oder Schlafapnoe werden dadurch nicht beseitigt. Außerdem drohen Lippenreizungen und Mundtrockenheit.
Auch das generelle Konzept des Sleepmaxxing-Trends wird von Expert:innen mitunter kritisch gesehen. Denn dieses kann zwar Vorteile bringen, sich auf der anderen Seite jedoch im schlimmsten Fall zu einer Zwangsstörung entwickeln, bei der sich alles nur noch um Optimierungspotenziale dreht. Die Rede ist von Orthosomnie.