Skandalarzt

Mediziner wollen Ärzte-Frühwarnsystem

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Berlin -

Der Skandal um einen in den Niederlanden als „Dr. Frankenstein“ bekannten und in Heilbronn geschassten Arzt zieht immer weitere Kreise. Gestern meldeten sich auch Kliniken im niedersächsischen Nienburg und im rheinland-pfälzischen Worms, bei denen der Neurologe gearbeitet hat. Deutsche Ärzte wollen künftig besser informiert werden.

Ein Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg, die dem Mann eine bundesweit gültige Approbation ausgestellt hatte, erklärte, es hätten Universitäts- und Führungszeugnisse sowie eine Unbedenklichkeitsbescheinigung der niederländischen Behörden vorgelegen, an denen nichts auszusetzen gewesen sei. Die Bezirksregierung unterstütze die Staatsanwaltschaft, die inzwischen Vorermittlungen gegen den Mann eingeleitet hat.

Die Ärzte-Organisation Marburger Bund fordert unterdessen ein Frühwarnsystem. Es dürfe nicht sein, dass die Krankenhäuser erst über eine Google-Recherche von der Vorgeschichte eines Arztes erführen, sagte der Vorsitzende der Organisation der angestellten Ärzte, Rudolf Henke. Er unterstütze Überlegungen der Europäischen Kommission zur Schaffung eines Warnmechanismus, wie er in einem Vorschlag zur Änderung der Berufsanerkennungsrichtlinie vorgesehen sei, sagte Henke.

Ein Grund für den Einsatz des Arztes war nach Meinung des Vorstands der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, der Ärztemangel. Deshalb stellten Träger ziemlich wahllos Bewerber ein, sagte er. Brysch sieht die Politik in der Verantwortung. „Die Bundesbildungsministerin und auch die Länder müssen sich absprechen, wie man dem Ärztemangel in Deutschland entgegentreten kann.“

In den niederländischen Medien ist der 67-Jährige als „Dr. Frankenstein“ bekannt. Dort werden ihm dutzende Fehldiagnosen wie Alzheimer, Multiple Sklerose und Parkinson sowie Untreue vorgeworfen. Mindestens 13 Patienten sollen wegen falscher Befunde unnötig am Gehirn operiert worden sein. Ein Patient soll sich nach einer fälschlichen Alzheimerdiagnose umgebracht haben.

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