„Sie haben doch gerade sowieso nichts zu tun“ Sarah Sonntag, 17.02.2019 08:07 Uhr
Der Valentinstag ist vorbei, Karneval steht vor der Tür und Sarah Sonntag darf mal wieder den Notdienst übernehmen. Nur noch eben die Rosenblätter und Herzchen überall entfernen und es kann losgehen.
Sarah ist sichtlich genervt von all dem Trubel rund um den Tag der Liebe. „Das ist alles zusätzlicher Aufwand für uns, muss man denn bei allem mitmachen?“, sagt sie schnaufend zu Fantaschale Max, als sie das Aktionsregal leerräumt. Es ist grade kurz nach zwölf, als die Notdienst-Klingel geht.
„Hallo Frau Sonntag! Schön Sie zu sehen, wie geht es Ihnen?“, tönt es Sarah entgegen. Frau Schröder von nebenan steht im Pyjama vor der Klappe. Sarah kann es nicht fassen. Wie es mir geht? Ich bin gestresst von der Woche und hundemüde, aber sonst ist alles in Ordnung. „Frau Schröder, was machen Sie denn um diese Uhrzeit hier? Geht es Ihnen etwa nicht gut?“, sagt sie und versucht ihren Unmut zu unterdrücken.
„Danke, mir geht es prima! Ich konnte nur nicht schlafen und da fiel mir ein, dass sie doch diese Woche so schön verpackte Geschenke hatten, so in Folie, wissen Sie? Haben sie die noch?“, fragt sie hoffnungsvoll. Ist das ihr Ernst? Sie meint wohl die tollen, liebevoll verpackten Geschenke, die ich gerade aus dem Regal entfernt und wieder ausgepackt habe.
„Die hatten wir anlässlich des Valentinstags zusammengestellt. Leider ist die Aktion vorbei und ich habe eben alle wieder in die normalen Regale geräumt“, antwortet Sarah zähneknirschend. Sie ahnt schon, was jetzt folgt. „Das ist aber schade, könnten sie mir vielleicht gerade nochmal eins einpacken? Meine Freundin kommt morgen zu Besuch und ich fand die so schön. Sie haben doch grade sowieso nichts zu tun.“ Sarah holt tief Luft.
Es ist zwar grade tatsächlich ruhig, aber im Backoffice warten noch Berge von Schriftkram auf sie und der Notdienst ist nun mal nicht dazu gedacht, Geschenke zu verpacken, die die ganze Woche über im Aktionsregal gestanden haben. Es handelt sich hier definitiv nicht um einen Notfall, auch wenn Frau Schröder das anders sieht.
„Ach kommen Sie schon, das dauert doch nicht lange. Ich halte hier draußen solange die Stellung.“ Super witzig. „Wissen Sie, Frau Schröder, ich befinde mich hier im Notdienst und habe noch eine Menge zu tun, auch wenn gerade kein Kunde vor der Tür steht. Ich habe wirklich keine Zeit, Geschenke einzupacken.“
Sarah bietet ihr ein fertiges Kosmetikset bestehend aus Duschgel und Bodylotion an. „Aber das ist ja gar nicht in Folie verpackt. Nee, das ist aber nicht schön.“ Langsam verliert Sarah die Geduld: „Ich kann Ihnen die Produkte gern einzeln verkaufen, dann können sie sie zu Hause selbst noch schön verpacken“, bietet sie ihr an. Doch auch dieser Vorschlag stößt nicht auf Verständnis. „Ach wissen Sie, dann hole ich ihr einfach einen schönen Strauß Blumen. Da hat sie vielleicht auch mehr von, der Duschkram steht ja doch meistens nur rum und verstaubt.“ Daraufhin dreht sie sich um und verschwindet wortlos im Nebeneingang. „Ich brauche Schokolade!“, ruft Sarah und nimmt sich ein Schokoherz aus der Schale auf dem HV-Tisch. Für irgendetwas muss Valentinstag ja gut gewesen sein.