Zwei Pharmaingenieurinnen in Rente

„Selbstausbeutungsmodus“ stoppen: Apotheke kürzt Öffnungszeiten

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Berlin -

Seit zwei Jahren sucht Claudia Heßler aus Thüringen nach Approbierten. In ihrer Wald-Apotheke in Lauscha sind zwei Pharmazieingenieurinnen gerade in Rente gegangen. Weil bislang kein Ersatz gefunden wurde, passte sie jetzt die Öffnungszeiten an und schließt ihre Hauptapotheke an zwei Tagen früher. Damit will sie den „Selbstausbeutungsmodus“ etwas stoppen.  

Heßler ist leidenschaftliche Vor-Ort-Apothekerin. Seit 20 Jahren ist sie für ihre Kundschaft und Mitarbeitenden eine Ansprechpartnerin. „Wir sind hier auf dem Dorf und man hat eine gewisse Verantwortung für die Kunden. Ich mache den Beruf gerne, trotz aller Veränderungen“, betont sie. Doch zuletzt sei es immer schwieriger geworden – denn wie vielen Inhaber:innen fehlt auch ihr der Freizeitausgleich.

Service in Pandemie ausgeweitet

In der Pandemie sei zum Alltagsgeschäft noch das Angebot von Bürgertestungen gekommen. Natürlich hat sie keiner gezwungen, den Service anzubieten – aber: „Wir haben es gemacht, weil hier im Umkreis keiner durchgehend getestet hat.“ Das sorgte dafür, dass die Arbeitszeit pro Tag mitunter zehn bis zwölf Stunden betragen habe. „Ich habe manchmal fünf bis sechs Stunden im Keller getestet. Das geht irgendwann auf Kosten der persönlichen Gesundheit und Freizeit.“

Natürlich gab es für das Testen auch eine Vergütung. „Wir haben aber auch viel gearbeitet, und wenn man hinterher auf uns zeigt und behauptet, wir hätten uns eine goldene Nase verdient, dann ist das nicht gut.“ Dann denkt Heßler wieder an ihre Kund:innen: „Wir haben hier eine große Akzeptanz, von den Patienten kommt viel zurück. Ich hätte nur gerne etwas mehr Freizeit.“ Von den tariflich vorgegebenen Urlaubstagen für einen Approbierten könne sie nur träumen.

Samstags bleibt die Apotheke zu

Weil es jetzt personell nach der Pensionierung zweier Pharmazieingenieurinnen knapper werde, musste Heßler handeln. Mit Blick auf ihre weiteren Angestellten, zu denen auch Mütter gehören, strich sie die Samstagsöffnung komplett. Auch am Mittwochnachmittag macht die Wald-Apotheke nach der Mittagspause nicht mehr auf. Die Kund:innen würden von der Filiale und den Botendienst aus versorgt. „Unsere Apothekensysteme sind vernetzt.“

Die einstündige Mittagspause zu verlängern kommt für sie nicht in Frage. „Was sollen meine Mitarbeiter zwei Stunden machen?“ Derzeit sei es so, dass sie eine halbe Stunde Pause nähmen und die zweite Hälfte bei geschlossenen Türen Liegengebliebenes abarbeiteten. „Ich habe ein tolles Team und tolle Mitarbeiter. Mir ist ein Kompromiss wichtig, dass ich meinen Angestellten und Kunden gleichermaßen das Bestmögliche bieten kann.“

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