Viele Apotheken schließen, Kerstin Blaue, Inhaberin der Vital-Apotheke in Rahden in Nordrhein-Westfalen, eröffnet demnächst eine. Vergangene Woche war Richtfest. Angst vor der Zukunft hat die Apothekerin nicht. Sie bringt nämlich viel Erfahrung, Optimismus und einen gut durchdachten Plan mit.
Neben dem Krankenhaus in Rahden entsteht derzeit ein Gesundheitszentrum – und wo Ärzte sind, wird auch immer eine Apotheke gebraucht. „Seit Oktober wird gebaut, die Eröffnung ist für November geplant“, sagt Blaue. Ihre Philosophie: „Wo moderne Medizin installiert wird, gehört auch moderne Pharmazie dazu.“ Der Großteil der acht Ärzte im Gesundheitszentrum sind bereits bestehende Praxen, die umziehen werden. Auch eine Podologin soll ihre Dienste anbieten.
Mit der Apotheke erfüllt sich Blaue einen Traum: „Ich habe vor drei Jahren eine kleine Landapotheke übernommen, der Besitzer hatte damals aus gesundheitlichen Gründen einen Nachfolger gesucht.“ Jetzt ist es an der Zeit, eine Filialapotheke zu eröffnen: „Die intensive Familienphase ist beendet, meine älteste Tochter studiert Tiermedizin, die beiden Zwillinge gehen noch zur Schule.“ Ein weiteres wichtiges Argument für die Neugründung: „Selbständigkeit macht Spaß!“
In der neuen Apotheke, die noch keinen Namen hat, wird sie Mieterin: „Ich stehe derzeit im Dialog mit dem Architekten. Ich habe in verschiedenen Apotheken gearbeitet, darunter waren auch alte. In meiner Apotheke will ich deshalb moderne Lagerhaltung und einen Kommissionierer. Das Lager müssen wir im Erdgeschoss einrichten, wo sich auch der Verkaufsraum befindet, denn das Gebäude ist nicht unterkellert. Der Technikplan ist schon eingereicht.“
Für Details der Einrichtung hatte sie bisher noch keine Zeit: „Das Schöne kommt noch“, sagt sie lächelnd. Es ist ja noch ein bisschen Zeit bis zum November. Das neue Team ist schon komplett: „Die Filialleiterin ist eingestellt, in unserer Gegend herrscht kein Fachkräftemangel, es ist gut möglich, gute und interessante PTA für das Team zu bekommen. In Süddeutschland ist die Situation komplett anders, bei uns hingegen gab es viele Bewerbungen.“ Da das Krankenhaus in der Straße Hohe Mühle liegt, bekommt das neue Gebäude den Namen „Gesundheitszentrum Hohe Mühle“. Sie hofft auf eine gute Zusammenarbeit mit den Ärzten: „Wir Apotheker müssen mehr mit den Ärzten kommunizieren, den Teamgedanken fördern. Eines meiner Spezialgebiete ist Prävention, da passt das gut.“
Dass Apotheken eröffnet werden, gehört mittlerweile zu den raren Ereignissen in Deutschland. Von Schließungen liest man beinahe jede Woche, mal fehlt es an Fachpersonal, dann wiederum finden Apotheker, die in Rente gehen möchten, keinen Nachfolger. Die Zahl der Apotheken in Deutschland ist im April erstmals seit der Wiedervereinigung auf unter 20.000 gesunken. Ende 2016 gab es nach ABDA-Angaben bundesweit noch 20.023 Apotheken. Unter 20.000 Apotheken bedeutet den niedrigsten Stand seit 1990. Damals gab es 19.898 Apotheken.
Ein Lichtblick in der Branche ist zum Beispiel Michael Althoff, der 32-Jährige führt drei Apotheken im rheinland-pfälzischen Neuwied und dem benachbarten Bendorf. In Bendorf übernahm er die beiden Apotheken seiner Eltern, in Neuwied entdeckte er freie Räumlichkeiten und eröffnete eine dritte. Obwohl er teilweise ins Familiengeschäft einstieg, war die Entscheidung für die dritte Apotheke eine Herausforderung. „Am schwierigsten war die Frage, ob sich der Standort überhaupt rechnet. Er fragte einen Unternehmensberater und Kollegen und investierte schließlich rund eine halbe Million in seine neue Apotheke.
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