Zytokinsturm bei Diabetes

Schwere Verläufe: Enzym-Mangel als Ursache?

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Berlin -

Neben Adipositas zählt auch Diabetes zu den Risikofaktoren für einen schweren Covid-Verlauf. Forscher der Universität Michigan haben nun herausgefunden, dass dies mit einem bestimmten Enzym-Mangel zusammenhängen könnte. Sie haben auch einen möglichen Behandlungsansatz ermittelt.

Meist liegt bei schweren Covid-Verläufen ein sogenannter Zytokinsturm zugrunde. Dabei handelt es sich um eine Überreaktion des Immunsystems, die mit einer erhöhten Bildung von entzündungsrelevanten Zytokinen einhergeht und somit zu einer systemischen Entzündungsreaktion führt. Dadurch kann es bei Covid-19 zu schweren und zum Teil lebensbedrohlichen Atemwegs-Komplikationen kommen. Die Makrophagen spielen dabei eine wichtige Rolle, da sie als Teil der angeborenen Immunabwehr die Zytokine freisetzen.

Doppelte Belastung durch Enzym-Mangel

Mithilfe eines Tiermodells nahm das Team der Universität Michigan die Rolle der Makrophagen beim Zytokinsturm unter die Lupe. Dafür wurden Mäuse mit dem murinen Hepatitis-Virus A59 (MHV-A59) infiziert, wodurch ein Zytokinsturm bei ihnen ausgelöst werden kann. Dies geschieht offenbar durch eine verringerte Bildung des Enzyms „SETDB2“.

Die Aktivität dieses Enzyms ist bei Menschen mit Typ-2-Diabetes ohnehin verringert. In der Vergangenheit wurde es bereits mit der bei Diabetiker:innen häufig gestörten Wundheilung in Verbindung gebracht. Das Team geht davon aus, dass die ohnehin verminderte Enzymproduktion durch eine Covid-Infektion weiter verringert wird – daraus entstehe ein „Doppelschlag“ für die Betroffenen.

Im Rahmen der Untersuchungen konnten die Wissenschaftler:innen feststellen, dass die Produktion von „SETDB2“ durch den sogenannten „JAK-STAT-Sig­nalweg“ aktiviert wird. In diesem Fall könnten Interferone als wirksame Therapieoption in Frage kommen, um den Zytokinsturm zu verhindern.

Interferone gegen Covid-19?

Interferone sind bereits zur Behandlung von Covid-19 in den Fokus gerückt. Aktuell wird deren Wirksamkeit in klinischen Studien untersucht. Bislang konnten sie jedoch keine eindeutigen Ergebnisse liefern und nicht überzeugen. Daher wird die Anwendung bislang nicht empfohlen.

In manchen Studien schienen sie das Beatmungsrisiko zu senken und einen stationären Aufenthalt zu reduzieren. In anderen Studien konnte die Gabe der Stoffe keine Vorteile zeigen. Wissenschaftler vermuten, dass es ausschlaggebend ist, in welchem Krankheitsstadium die Interferone gegeben werden.

Auch das Team aus Michigan merkt an, dass Interferone bei bestimmten Patientengruppen wie beispielsweise Typ-2-Diabetiker:innen über einen Nutzen verfügen könnten – beispielsweise wenn sie vor Beginn des Zytokinsturms verabreicht werden. Dies muss jedoch in weiteren Studien untersucht werden. Aktuell untersucht das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung die Eignung von Typ-III-Interferon als Therapeutikum gegen Covid-19. Die Laufzeit der Studie ist bis zum 31. Dezember angegeben. Danach könnten neue Daten für Klarheit sorgen.

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