Influenza A/H1N1

Schweinegrippe verdrängt Grippe dpa, 27.07.2009 17:53 Uhr

Berlin - 

Mehrere hundert Deutsche erkranken täglich neu an Schweinegrippe. Allein von Donnerstag auf Freitag sei die Zahl der registrierten Fälle um 500 auf rund 3400 hochgeschnellt, sagte der Vizepräsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Professor Dr. Reinhard Burger. Bis Freitag habe es innerhalb von drei Tagen damit 1500 neue Fälle gegeben. Am stärksten betroffen seien Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. „Die Pandemie ist in der Tat angekommen, das neue Virus hat sich innerhalb von zwei Monaten über die ganze Welt verbreitet, so schnell ging das noch nie.“

In den USA sei mittlerweile die Rede von mehr als einer Million Fälle. „Die offiziellen Zahlen sind deutlich geringer“, sagte Burger, die Dunkelziffer jedoch sehr groß. Auch in Großbritannien habe sich die Zahl innerhalb von einer Woche auf rund 100.000 Fälle verdoppelt. In mehr als 160 Ländern habe sich das Virus verbreitet. Die Zahl der Todesfälle liege bei knapp 1000.

Das Institut sehe die Entwicklung „mit Sorge“ und rechne mit einer weiteren Steigerung der Krankheitsfälle, weil immer mehr Menschen aus dem Urlaub zurückkämen. Es sei jedoch noch keine seriöse Aussage zu treffen, wie sich die Situation weiter entwickelt. Einig seien sich die Experten nur, dass es zum Winter hin mehr Fälle geben werde. „Derzeit ist vor allem die Südhalbkugel betroffen, denn dort ist gerade Winter, also die eigentliche Influenzazeit.“ Dort habe das H1N1-Virus das normale Influenzavirus weitgehend verdrängt.

Burger warnte ausdrücklich vor sogenannten Grippe-Partys, bei denen sich insbesondere Jugendliche treffen, um sich gezielt mit dem Schweinegrippen-Virus anzustecken. Sie erhoffen sich dadurch Immunität oder einen milderen Verlauf, falls das Virus im Herbst gefährlicher wird. „Solche Partys sind keine gute Idee. Es spricht alles dagegen, dass die jetzt eher milde Verlaufsform eine Immunität hinterlässt für das Virus, wenn es sich vielleicht verändert und besser an den Menschen angepasst hat“, sagte Burger. Außerdem bestehe bei jeder Ansteckung immer auch das Risiko eines schweren Verlaufs.