Täter sitzt in U-Haft

Schwede überfällt jahrelang in Österreich Banken – und eine Apotheke

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Berlin -

Zehn Jahre lang hat ein Schwede Banken und Geldinstitute in Österreich überfallen. Jetzt stellte sich heraus: Auch eine Apotheke in Linz war erstaunlicherweise unter seinen Opfern. Sven-Olof S. wurde kürzlich in Berlin gefasst und sitzt derzeit in Wien in U-Haft.

Mit seinen Taten geht der Schwede in die österreichische Kriminalgeschichte ein. Niemand hat über einen längeren Zeitraum hinweg in Österreich als Einzeltäter mehr Banken überfallen als der 54-Jährige. Seine Überfallserie begann im August 2009 mit einem Überfall auf eine Wiener Bank. Damals bedrohte der stets Maskierte die Mitarbeiter mit einer Schreckschuss-Waffe.

Jetzt stellte sich heraus: Auch eine Apotheke war unter seinen Opfern. Erstaunlich, hatte der Mann sich doch eigentlich auf Banken spezialisiert. Am 29. Juli 2017 betrat der Täter kurz vor Ladenschluss um 17.30 Uhr die Apotheke und bedrohte die 36-jährige Pharmazeutin mit einer Waffe. Er forderte die Herausgabe von Bargeldbeständen. Als die Mitarbeiterin erschrocken vom HV-Tisch wegwich, versuchte der Mann, die versperrte Kasse selbst zu öffnen.

Eine Kollegin drückte geistesgegenwärtig und unauffällig die Alarmtaste. Als der Täter an der ersten Kasse scheiterte, versuchte er, eine weitere zu öffnen. Dies gelang, er stopfte das erbeutete Bargeld in eine Plastiktüte und flüchtete mit einem Fahrrad vom Tatort. Die Polizei leitete sofort eine Intensivfahndung ein, die erfolglos blieb. Der Täter ging bei seinen Überfällen immer nach der selben Methode vor: Da er perfekt Deutsch spricht, hatte er sich wohl als „Arbeitsgebiet“ Österreich ausgesucht. Er soll nach Zeugenaussagen immer weitgehend höflich aufgetreten sein und ein gepflegtes Äußeres haben. Nach den Taten soll er stets via Deutschland wieder zurück nach Schweden gereist sein. Bislang werden ihm 15 Überfälle auf Geldinstitute zur Last gelegt.

Nachdem in der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ im vergangenen Dezember Fahndungsfotos veröffentlicht wurden, ging noch während der Sendung der entscheidende Hinweis ein. Am 5. Februar diesen Jahres konnten Zielfahnder und ein SEK des LKA Berlin den Mann in einem Lagerhaus im Berliner Bezirk Friedrichshain festnehmen. Dort fanden die Ermittler zwei Faustfeuerwaffen und diverse Maskierungs-Utensilien. Der Schwede zeigte sich schon bei der ersten Vernehmung geständig. Insgesamt soll er rund 300.000 Euro erbeutet haben. Das Geld gab er für seinen Lebensunterhalt und Reisen aus. Ihm drohen nun 15 Jahre Haft. Er angekündigt, seine Strafe in seiner Heimat Schweden absitzen zu wollen.

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