Öko-Test

Schwangerschaftsvitamine: Apothekenmarken „ungenügend“

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Berlin -

Öko-Test hat 22 Nahrungsergänzungsmittel für Schwangere unter die Lupe genommen – alle enthalten Folsäure, aber nur acht wurden mit „gut“ bewertet. Zwölf fallen mit „ungenügend“ durch; darunter einige Topseller aus der Apotheke. Was sagen die Hersteller zum Testergebnis?

Dass Frauen mit Kinderwunsch und Schwangere ausreichend mit Folsäure versorgt sein sollten, steht nicht zur Diskussion. Mit der Supplementation von Folsäure sollte bereits mindestens vier Wochen vor Schwangerschaftseintritt begonnen und während des ersten Trimenons fortgeführt werden. Empfohlen werden 400 μg täglich. Frau­en, die die Fol­säu­re­sup­ple­men­ta­tion we­ni­ger als vor Wo­chen vor der Kon­zep­tion be­gin­nen, sol­lten laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung (DGE) hö­her do­sier­te Prä­pa­ra­te verwenden. Warum? Folat spielt eine zentrale Rolle bei der Zellteilung und Blutbildung. Eine Unterversorgung in der Frühphase der Schwangerschaft kann zu schweren Komplikationen führen. Dazu gehören Früh- und Fehlgeburten sowie schwere Fehlbildungen des Säuglings wie der offene Rücken (Neuralrohrdefekt).

Um den Bedarf zu decken, kommen Nahrungsergänzungsmittel aus der Apotheke ins Spiel – einige sind Bestandteil des aktuellen Öko-Tests „Vitaminpräparate für Schwangere“. Darunter Folio und Folio Forte (Steripharm). „Gut“ lautet das Gesamturteil. Mit „ungenügend“ werden hingegen Femibion 1 und 2 (Procter & Gamble). Elevit 1 und 2 (Bayer) sowie Orthomol Natal bewertet. Das sagen die Hersteller.

Zum Test: Der Gehalt von Folsäure und Jod wurde auf Grundlage der Empfehlung der DGE und den Handlungsempfehlungen des Netzwerks Gesund ins Leben bewertet. Bei den anderen deklarierten Nährstoffen wurden die Höchstmengenempfehlungen für Nahrungsergänzungsmittel des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) herangezogen.

Elevit

Dass Elevit 1 bei Kinderwunsch und im ersten Schwangerschaftsdrittel und Elevit 2 speziell für den Nähstoffbedarf ab der 13. Schwangerschaftswoche mit dem Gesamturteil „ungenügend“ bewertet wurden, kann Bayer „nicht nachvollziehen“.

Öko-Test begründet das Urteil mit einem erhöhten Anteil an Beta-Carotin, Niacin, Eisen, Zink und Selen. Zudem enthalten die Tabletten Titandioxid, das seit August 2022 nicht mehr zum Einsatz kommen darf. Nahrungsergänzungsmittel, die vor dem Stichtag ausgeliefert wurden, dürfen noch verkauft werden. Bayer hat jedoch bereits mitgeteilt, das Weißpigment aus der Rezeptur zu entfernen.

„Elevit ist ein 3-Phasen-Nährstoffprogramm zur Unterstützung des täglichen Nährstoffbedarfs für Frauen mit Kinderwunsch, während der Schwangerschaft und während der Stillzeit. Die Produkte sind speziell auf die entsprechende Phase abgestimmt. Alle Inhaltsstoffe und Dosierungen der Elevit-Präparate stehen im Einklang mit aktuellen Referenz- und sicheren Höchstwerten von DGE und EFSA. Sie korrespondieren mit Bedarfen, wie sie beispielsweise die nationale Verzehrstudie aufzeigen“, kontert eine Sprecherin das Öko-Test-Urteil. „In mittlerweile 36 Jahren Forschung und mehr als 20 klinischen Studien in diesem Bereich ist die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit des Elevit Portfolios belegt.“

„Zudem werden regelmäßig periodische Prüfungen unserer Produkte durch die Lebensmittelüberwachungsbehörde vorgenommen, die die Kennzeichnung und Aufmachung, sowie die Zusammensetzung unserer Produkte bestätigen – so auch für das Nahrungsergänzungsmittel Elevit.“

Femibion

Auch Femibion 1 und 2 enthalten neben Folsäure weitere Vitamine. Doch einige in zu hohen Mengen, findet Öko-Test, nämlich Eisen sowie Zink (Femibion 2). Außerdem enthalten beide Produkte Phosphate und Carboxymethylcellulose. Außerdem wurden PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen bemängelt.

„Seit über 30 Jahren vertrauen Eltern und Gynäkologen auf Femibion, wenn es um die gesunde Entwicklung ihrer Babys geht, angefangen beim Kinderwunsch bis hin zur Stillzeit“, heißt es von P&G. „Es ist unstrittig, dass eine Schwangerschaft mit einem erhöhten Nährstoffbedarf verbunden ist, daher ist eine angemessene Ernährung der Mutter während der Schwangerschaft für die Gesundheit sowohl der Schwangeren als auch des Nachwuchses von entscheidender Bedeutung. (Simpson et al., 2010; Allen, 2012; Linus Pauling Institute US, 2015)“, so eine Sprecherin.

„Unsere Multivitaminpräparate sind speziell auf die besonderen Nährstoffbedürfnisse von Frauen in jeder Phase der Schwangerschaft abgestimmt. Sie dienen als wertvolle Ergänzung zu einer ausgewogenen Ernährung und bieten sorgfältig ausgewählte Nährstoffkombinationen, die eine optimale Versorgung von Mutter und Kind in dieser entscheidenden Entwicklungsphase unterstützt. Alle Bestandteile sind in Dosierungen enthalten, die sicher einzunehmen sind. Denn die Sicherheit und Gesundheit der Mütter und Babys steht bei Femibion immer an erster Stelle.“

Orthomol

Auch für Othomol Natal Tabletten und Kapseln lautet das Gesamturteil „ungenügend“. Mit 500 μg werde die empfohlene Tagesdosis Folsäure überschritten. Außerdem sind die Werte für Vitamin E und Niacin erhöht, so die Begründung. Und auch PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen wurden bemängelt.

„Die Einstufung von Orthomol Natal können wir nicht nachvollziehen, da wir sowohl in der Zusammensetzung, Dosierung sowie der Deklaration dem wissenschaftlichen Stand und rechtlichen Rahmenbedingungen entsprechen“, teilt eine Sprecherin mit. Zudem werde mit diversen Hinweisen und der Apothekenexklusivität sichergestellt, dass Frauen mit Kinderwunsch, Schwangere und Stillende individuell beraten und bei Rückfrage von geschultem Fachpersonal informiert werden. Außerdem stehe die medizinische Abteilung von Orthomol für alle Fragen zur Verfügung.  

„Die Kritik ‚PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen‘ können wir nicht nachvollziehen. Daher werden wir die Testmethode und -ergebnisse bei Öko-Test anfordern sowie parallel unabhängige Analysen in Auftrag gegeben“, so die Sprecherin weiter. „Orthomol-Produkte unterliegen von Rohstoffauswahl bis zur blauen Packung in der Apotheke der strengen internationalen Norm für Lebensmittelsicherheit ISO 22 000.“

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