Schwangerschaft

Fast 100.000 Abtreibungen dpa, 09.03.2016 12:51 Uhr

Zahl geht zurück: 2015 wurden rund 99.200 Schwangerschaftsabbrüche gemeldet, 0,5 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

In Deutschland entscheiden sich weniger Frauen für eine Abtreibung. Im vergangenen Jahr seien rund 99.200 Schwangerschaftsabbrüche gemeldet worden, 0,5 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Das berichtet das Statistische Bundesamt. Damit setze sich ein jahrelanger Trend fort – seit 2004 gehe die Zahl kontinuierlich zurück, erläuterte ein Sprecher. Den Höchststand hatte es 2001 mit rund 135.000 gemeldeten Abtreibungen gegeben. Die Statistik wird seit 1996 geführt.

Knapp drei Viertel der Frauen, die 2015 eine Schwangerschaft beenden ließen, waren zwischen 18 und 34 Jahre alt. 16 Prozent stammten aus der Gruppe der 35 und 39-jährigen, rund 8 Prozent waren 40 Jahre und älter. Unter-18-Jährige hatten einen Anteil von 3 Prozent.

Die Gründe für ungewollte Schwangerschaften seien vielfältig, sagt Regine Wlassitschau vom Pro-Familia-Bundesverband. Sorglosigkeit spiele eher keine Rolle – „aber in manchen Situationen funktioniert der Verstand nicht“. Häufig stelle sich heraus, dass eine Partnerschaft ein Kind doch nicht aushalte. Auch Unwissen über die Pille sei verbreitet . So könnten Medikamente wie Antibiotika die verhängnisverhütende Wirkung beeinflussen. „Aufklärung ist das A und O“, sagte Wlassitschau. „Die Nachwachsenden müssen immer neu aufgeklärt werden“.

Wichtig sei auch der Zugang zu Verhütungsmitteln. Für Menschen mit geringem Einkommen sei das schwierig, seit Hilfen zur Familienplanung als Teil der Sozialhilfe gestrichen worden seien. „Arme haben keinen guten Zugang“, kritisiert Wlassitschau. Die Spirale müsse meist selbst bezahlt werden, und die Pille werde nur jungen Frauen erstattet.

Fast zwei Drittel der Schwangerschaftsabbrüche wurden 2015 durch Vakuumaspiration durchgeführt, bei knapp einem Fünftel wurde das Mittel Mifegyne (Mifepriston) verwendet. Auch für diese medikamentöse Methode ist zuvor eine Beratung Pflicht. Eine Methode ist aus Sicht von Pro Familia nicht besser als die andere. Es müsse aber eine Wahl geben, so der Verband.