Die regelmäßige Einnahme von Schmerzmitteln und Entzündungshemmern ist im Profisport weit verbreitet. Das Recherchezentrum Correctiv hat die Hotels von fünf Nationalmannschaften bei der Fußball-EM in Frankreich aufgesucht. Im Müll der ukrainischen Nationalmannschaft fanden die Aktivisten diverse Präparate. Pharmakologen warnen vor einem zu sorglosen Umgang mit Schmerzmitteln, auch wenn die Präparate nicht auf der Liste der verbotenen Dopingmittel stehen.
Am 21. Juni hatte die Ukraine das letzte Gruppenspiel gegen Polen mit 0:1 verloren und dann direkt den Rückflug nach Kiew angetreten. Laut Corerectiv war das Team rund 24 Stunden vor dem Spiel das letzte Mal im Hotel in Aix-en-Provence. Somit konnten die Aktivisten nach dem Medientrubel vor dem Hotel suchen.
In einem Müllsack wurden sie fündig – 14 Medikamente, Spritzen und Infusionsbesteck. Dazwischen lag auch die Kapitänsbinde mit dem Schriftzug „No to racism – Respect“, die die Spielführer aller Mannschaften bei dieser EM tragen. Außerdem kommen ein Trainingsshirt, eine Liste mit der Zimmerbelegung der ukrainischen Spieler und mehrere leere Flaschen Schnaps zum Vorschein. Unter den gefundenen Medikamenten waren sechs verschiedene Schmerzmittel und Entzündungshemmer.
Bei keinem der gefundenen Medikamente handelt es sich um eine Substanz, die auf der Liste verbotener Dopingmittel steht, bestätigt der Sprecher des Kölner Zentrums für präventive Dopingforschung Mario Thevis auf Nachfrage von Correctiv. Es handele sich in erster Linie um Entzündungshemmer wie Diclofenac-Natriumlösung und Nimesulid. Außerdem war Diphenhydramin dabei, ein Antiallergikum, das auch als Schlaf- und Beruhigungsmittel eingesetzt wird.
Außerdem fanden die Aktivisten eine Sorbex-Packung: Kohletabletten, die den Körper entgiften sollen, und einen Glucose-Infusionsbeutel. Laut Perikles Simon, Leiter der Sportmedizin an der Universität Mainz, sind Glucose-Infusionen nur in Notsituationen sinnvoll. Allerdings sei die Infusion generell ab einer Menge von mehr als 50 Milliliter verboten. Zudem dürfe innerhalb von sechs Stunden jeweils nur eine Infusion verabreicht werden.
Der ukrainische Fußballverband wollte sich auf Anfrage von Correctiv nicht zu dem Fund im Müll des Mannschaftshotels äußern. Auch die ukrainische Anti-Dopingbehörde, die Welt-Anti-Doping-Agentur und die Uefa ließen entsprechende Anfragen unbeantwortet.
Correctiv hat auch die Hotels der EM-Teams Deutschlands, Islands, Italiens und der Schweiz aufgesucht. Im Müll der Schweizer und Isländer habe man keine Medikamente gefunden. Die Müllcontainer der Italiener und der deutschen Mannschaft waren aufgrund spezieller Vorkehrungen nicht zugänglich.
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