Carolin Partu hat zum Jahreswechsel gleich zwei Apotheken übernommen: eine in Drensteinfurt und eine in Ahlen. Damit hat die Apothekerin insgesamt vier Apotheken im Münsterland – noch. Denn die Filiale in Ahlen schließt nur sieben Monate nach dem Besitzerwechsel zum 31. Juli.
Carolin Partu bildet gemeinsam mit weiteren Apotheker:innen den Verbund „Die starken Apotheken“, in dem unter anderem eng beim Einkauf und im Bereich Marketing zusammengearbeitet wird. Hierüber wurde sie im vergangenen Jahr auch angesprochen, ob sie Interesse an einer oder sogar gleich zwei Übernahmen hätte. Um das Fortbestehen der Apotheken zu gewährleisten, willigte sie damals ein.
„Es ist ein Kraftakt, gleich zwei Betriebe mit einem Mal an sich zu nehmen“, gab sie im Januar zu. Sie arbeitete anfangs mit Checklisten und To-Do-Plänen, um möglichst nichts zu vergessen. „Es ist schon ein bisschen verrückt – ja, aber ich hab mir das so ausgesucht. Ich mache das mit Leib und Seele“, berichtete sie. Jetzt steht die Rückabwicklung der Filiale in Ahlen bevor: Am 31. Juli ist Schluss.
Schon seit längerer Zeit bereitet Partu der Fachkräftemangel Sorgen. Wie fast alle Inhaber:innen in Deutschland ist auch sie auf der Suche nach Mitarbeiter:innnen. Um Personallücken auszugleichen, mussten einige ihrer PTA und Apotheker:innen ab und zu in den anderen Filialen aushelfen. Doch eine Dauerlösung sollte dies selbstverständlich nicht sein.
„Ich kann den Standort leider nicht halten“, bedauert Partu. „Nicht nur wegen der knappen Besetzung. Es ist an dieser Stelle einfach nicht wirtschaftlich.“ Kurz nach der Übernahme zum Jahreswechsel hat eine nahegelegene Arztpraxis aufgehört. Die Verordnungen fielen quasi von Beginn an weg.
Hinzu kommt, dass es sich vor der Filiale eine Großbaustelle gemütlich gemacht hat: Ein Hausabriss zwei Gebäude weiter sorgt nicht nur für eine Straßenverengung und nervigen Stau, sondern auch für deutlich weniger Parkplatzmöglichkeiten. Daraus resultierte ein verminderter Strom an Kund:innen.
„Ich hatte mir das weder so vorgestellt noch gewünscht. Ich wollte da natürlich einen tollen und funktionierenden Standort draus machen – ganz klar.“ Sie habe allerdings schnell erkennen müssen, dass daraus nichts wird. „Ich ziehe lieber frühzeitig die Reißleine, bevor noch mehr Minus dazukommt.“
Das Personal aus der schließenden Filiale kommt in den drei übrigen Apotheken unter. Somit sei hier zumindest etwas Entspannung in Sicht. Aber dennoch müsse sie über kurz oder lang das Öffnungszeitenkonzept neu überdenken. „Eventuell schließe ich mindestens eine Apotheke am Samstag oder öffne unter der Woche etwas später. Da sind einige Überlegungen, die jetzt noch so im Raum stehen.“
Die Inhaberin denkt dabei nicht nur an die Gesundheit ihrer Mitarbeiter:innen, sondern auch an ihre eigene: „Man geht schon auf dem Zahnfleisch. Seit Januar arbeite ich locker 60 bis 70 Stunden pro Woche. Freizeit war mir immer wichtig, die gibt es momentan für mich nicht. Vielleicht aber dann bald.“
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