Eigentlich bietet die Schloß Hoym Stiftung im sachsen-anhaltinischen Seeland bis zu 395 erwachsenen Menschen mit geistigen und mehrfachen Behinderungen ein Zuhause. Warum sie seit längerem einen Apotheker sucht, erklärt Geschäftsführer René Strutzberg.
Ein Vierteljahr steht die Kügelgen Apotheke Hoym jetzt schon leer. „2022 hatten wir die Apotheke eigentlich gar nicht kaufen wollen“, erklärt Strutzberg. Es ging der Stiftung vielmehr um ein weiteres Haus auf dem gemeinsamen Flurstück. Die Apotheke befand sich in einer Position vor dem Objekt des Begehrens. „Und da haben wir uns gedacht, naja, wenn sie auf dem Flurstück schon mit drauf ist, dann müssen wir sie eigentlich mit dazunehmen.“ Und so kam es dann auch.
„Wir haben eigentlich damit gerechnet, dass der vormalige Apotheker noch fünf bis sechs Jahre – bis zu seiner Rente – die Apotheke weiterbetreibt“, erläutert Strutzberg, dessen Stiftung die Position des Vermieters eingenommen hat. Vier Monate nach dem Kauf der Immobilie, in der sich im Erdgeschoss die Kügelgen Apotheke Hoym befindet, machte er dann überraschend doch schon Schluss.
Mit dem rund 400 Klientinnen und Klienten starken Heim der Stiftung könnte ein zukünftiger Inhaber einen Heimversorgungsvertrag eingehen. „Der hat natürlich eine gewisse Attraktivität und bietet Sicherheit.“ Zwischenzeitlich ist dieser mit einer Apotheke im Umkreis eingegangen worden. „Dieser muss alle zwölf Monate erneuert werden, davon sind jetzt schon drei Monate rum“, merkt Strutzberg an. „Wenn es einen Apotheker gäbe, der die Versorgung mit einer Vor-Ort-Apotheke sichern könnte, dann würden wir zukünftig natürlich mit ihm diesen Vertrag schließen.“
Der Geschäftsführer der Stiftung erkennt an den örtlichen Gegebenheiten das große Potential für eine Apotheke. „Wir haben knapp 400 Bewohner, die alle vier, fünf, sechs oder mehr Präparate einnehmen müssen“, weiß er zu berichten.
Zurzeit steht die Apotheke leer; auch die Einrichtung ist bereits entfernt worden. „Das, so glaube ich, ist aber eher etwas Positives“, schätzt der Geschäftsführer der Stiftung. In der vergangenen Woche war eine Apothekerin aus der Umgebung vor Ort, um sich die Räumlichkeiten anzuschauen. Hätte sie die Apotheke als Filiale übernehmen wollen, wäre sie in der Gestaltung völlig frei gewesen. „Die Einrichtung war schon ziemlich alt“, ergänzt Strutzberg. Die Grundstruktur für eine Apotheke sei natürlich nach wie vor gegeben: „Es gibt einen Keller für die Lagerung von Arzneimitteln und ein schönes, helles Ladengeschäft mit großen Fenstern.“
Strutzberg musste bei seiner Suche lernen, dass er mit diesem Vorhaben an bestimmte Grenzen anstößt. „Was ich gelernt habe: Ich hätte die Apotheke auch gerne selbst eröffnet und hätte einem jungen Apotheker unter die Arme gegriffen und den Start erleichtert.“ Als Stiftung ist es allerdings nicht möglich, eine Apotheke zu eröffnen; dies ist laut Apothekengesetz (ApoG) Apothekerinnen und Apothekern(§ 2), Krankenhäusern (§ 14) und der Bundeswehr (§ 15) vorbehalten. Ein ähnliches Prinzip wie bei den Eigeneinrichtungen für Ärztinnen und Ärzte gibt es nicht.
Zwei Grundüberlegungen hat es seitens der Stiftung bezüglich eines Nachfolgers gegeben: „Einerseits war die Überlegung, den Jungapotheker anzusprechen, der sozusagen gestern fertig geworden ist. Der hätte sich wohlmöglich über die Einrichtung gefreut. Andererseits haben wir mit vielen Apothekerinnen und Apothekern gesprochen, die bereits ein oder zwei Filialen hatten und ihr Konzept in eine mögliche zusätzliche Apotheke natürlich übertragen möchten.“
Mittlerweile habe die Stiftung im umliegenden Gebiet – die Hauptstadt Magdeburg ist circa 60 Kilometer entfernt – „die große Runde durch“, viele Möglichkeiten einer Übernahme seien ausgeschöpft. „Entweder kommt noch ein Wunder, dass der Apotheker für den Ort sich findet“, erklärt Strutzberg. „Oder wir werden gucken, ob wir eine Arztpraxis in den Räumlichkeiten unterbringen oder ihn gegebenenfalls zu Wohnraum umbauen.“
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