Am Donnerstag ordnete NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) die Schließung der Apotheke am Bilderstöcken, der Contzen-Apotheke und der Heilig-Geist-Apotheke in Köln an. In letztgenannter Filiale verursachte ein toxisches Glukosegemisch den Tod einer jungen Frau und ihres ungeborenen Kindes. Die Maßnahme des Ministeriums hat ernste Folgen, vor allem für Patienten in Heimen, die bislang durch die Apotheken beliefert wurden.
Die drei geschlossenen Apotheken von Inhaber Till Fuxius versorgten laut „Express“ und Kölner Stadt-Anzeiger bisher auch Pflegeheime mit Medikamenten. In den Heimen droht laut Bericht nun ein Versorgungsengpass. Eine Apotheke, die ersatzweise mit der Medikamentenlieferung einspringen könnte, hat mit den Pflegeheimen keinen behördlich genehmigten Versorgungsvertrag abgeschlossen.
Zudem ist im Computersystem der geschlossenen Apotheken gespeichert, welcher Heimbewohner welche Medikamente in welcher Dosierung erhält. Aufgrund der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) müsste jeder Bewohner der Pflegeheime seine Einwilligung geben, dass die Daten an eine andere Apotheke übermittelt werden.
Daher sei es laut Gesundheitsministerium nur im Einzelfall möglich, dass die geschlossenen Apotheken die Heimbewohner weiter versorgen, schreibt der „Express“. Die Medikamente würden dabei von externen Unternehmen geliefert und in der Apotheke lediglich umverpackt, hieß es. Durch umfassende Dokumentationspflichten und behördliche Stichproben solle das Vorgehen kontrolliert werden. Auch ein Ersatz für den Notdienst der drei geschlossenen Apotheken muss noch gefunden werden. Viele ältere und gehbehinderte Menschen fragten, wo sie denn nun ihre Medikamente herbekommen sollen, berichtete der Apothekerverband.
Fuxius steht womöglich auch finanziell vor unruhigen Zeiten. Denn die Schäden, die durch die Schließung der Apotheken entstehen, muss er selber tragen, erläuterte das Gesundheitsministerium. Die Staatsanwaltschaft teilte derweil mit, dass es im Fall keine neue Erkenntnisse gibt. Die Polizei sei sich weiterhin sicher, dass die Verunreinigung der Glukosemischung in der Heilig-Geist-Apotheke passiert sei. Wie es dazu kam, konnte nicht geklärt werden. Ein Versehen wird ebenso wenig ausgeschlossen wie eine vorsätzliche Tat. Auch Fuxius ist ratlos: „Ich bin fassungslos, ich kann es mir nicht erklären.“
In der vergangenen Woche starben eine Frau und ihr ungeborenenes Kind nach Einnahme des Glukosegemischs. Die Heilig-Geist-Apotheke blieb wie die beiden Partnerapotheken zunächst geöffnet, durfte aber keine selbst hergestellten Medikamente mehr vertreiben.
Am Donnerstag ordnete Laumann die sofortige Schließung aller drei Apotheken an. Die Maßnahme ist umstritten. Während einige Stimmen die vor allem die Schließung der Partnerapotheken überzogen finden, kritisiert die Opposition im NRW-Landtag Laumann für sein langes Zögern.
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