Die Tage einer weiteren Apotheke sind gezählt. In Duisburg hat die Industrie-Apotheke geschlossen. Das Apothekerpaar Sabine Opalka-Giesen und John Giesen führen jetzt nur noch drei Betriebe. Auch wenn es schmerzt, die modernisierte Apotheke aufzugeben, ließen verschiedene Ereignisse keine andere Option, wie der Inhaber sagt.
Die Entscheidung zur Schließung der Industrie-Apotheke am 21. März ist Giesen schwergefallen. Denn unlängst investierte er einen neuen Kommissionierautomaten. Auch sonst sei der Betrieb technisch auf dem neuesten Stand. Pharmazeutische Dienstleistungen (pDL) seien angeboten worden und in der Pandemiezeit, sei es die erste Apotheke in der Stadt gewesen, die ein Testzentrum auf die Beine gestellt habe.
„Dennoch muss es sein“, sagt Giesen. „Aufgrund der Kostensituation – Raum-, Energie- und Personalkosten sind stark gestiegen – und der seit vielen Jahren stagnierenden Apothekenhonorierung gibt es für die Industrie-Apotheke, wie für viele weitere Apotheken auch, leider keine ‚gesunde‘ wirtschaftliche Perspektive.“ Die Schließung sei wirtschaftlich „total sinnvoll.“
Die Erträge des Betriebs seien zuletzt geschrumpft. Der Weiterbetrieb sei nicht möglich, wenn das betriebswirtschaftliche Ergebnis nach Abschreibungen gegen Null tendiere. „Gerade Filialapotheken sind gefährdet, nicht mehr wirtschaftlich zu sein, wenn da nicht alle Parameter sitzen“, sagt Giesen.
Auch bei ihm kamen mehrere Faktoren dazu. Das „Fass zum Überlaufen“ habe eine heftige Mieterhöhung von knapp 15 Prozent gebracht, sagt er. Auch wenn diese „vertragsgemäß“ gewesen sei, sei sie nicht mehr zu stemmen gewesen. Zudem hätte er sich nach einer neuen Filialleitung umsehen müssen. Denn der bisherige Apothekenleiter wolle sich selbstständig machen. „Er hat hier einen guten Job gemacht.“
Das Team sei „toll und engagiert“ und habe bei der Kundschaft „großes Vertrauen“ genossen. Da sich keine 200 Meter von der Industrie-Apotheke die Albert-Schweitzer-Apotheke seiner Frau befindet, geht das Paar davon aus, dass die Kundschaft gehalten werden kann.
Die Schließung in Duisburg ist kein Einzelfall: In Nordrhein-Westfalen ist die Stadt besonders vom Rückgang der Apothekenzahlen betroffen. Zwischen 2012 und 2022 ging die Zahl laut Statistiken der beiden Apothekerkammern Nordrhein und Westfalen-Lippe um 25 Betriebe zurück; ein relativer Rückgang um 23 Prozent. Nur in Essen war im Kammerbezirk der Sinkflug mit knapp 24 Prozent noch deutlicher. Hinter Duisburg rangieren der Rhein-Erft-Kreis und der Märkische Kreis und die Stadt Bochum. Die Anzahl der Kommunen mit nur noch einer Apotheke ist in diesem Zeitraum deutlich gestiegen – und die Tendenz nach unten geht weiter.