Schließung: Kein Geld für Personal Carolin Ciulli, 01.10.2024 15:10 Uhr
In einem Wechselbad der Gefühle befindet sich gerade Karin Kutschera. Die Apothekerin aus Rosenheim entschied sich, ihre Prinzregenten-Apotheke zu schließen. „Ich bin das beste Beispiel dafür, dass es nicht gut läuft“, sagt sie über die Situation, in der sich die Branche derzeit befindet. Ende des Monats macht sie Schluss und wechselt erstmals ins Angestelltenverhältnis.
Kutschera führt die Apotheke seit 23 Jahren. Als sie sie übernahm, sahen die Zeiten noch anders aus. Die 51-Jährige betont, dass es in der Vergangenheit immer Reformen gegeben habe. „Doch das, was jetzt kommen soll, ist die Krönung.“ Die Apotheken benötigten eine Hilfestellung: „Wir brauchen mehr Geld, mehr Verantwortung und gleichzeitig mehr Freiheiten.“
Zur derzeitigen Situation der Apotheken sei alles schon gesagt. „Ich habe nicht die einzige Apotheke, der es so geht. Ich kann es schon nicht mehr hören.“ Kutschera schließt auch, weil die Arbeitsbelastung „extrem hoch“ sei. „Wir schaffen es in dieser personellen Zusammensetzung nicht mehr und einstellen kann ich keinen mehr. Es fehlt an Geld.“
Inhaberin mit nur einer PTA
Die Inhaberin arbeitet gemeinsam mit einer PTA in der Apotheke. „Man arbeitet dann eben durch, das geht vielen so.“ Die Arbeit mache Spaß und sie habe auch gerne „viel gearbeitet“. 50 bis 60 Arbeitsstunden pro Woche ohne Urlaub seien normal. Doch irgendwann geht es nicht mehr. Denn die Arbeit bleibe und werde immer dichter. Dazu seien Rückschläge auch finanzieller Natur wie die AvP-Pleite gekommen, von der sie auch betroffen war.
Chefin wird Angestellte
Nach der Schließung wird Kutschera im Oktober die Räume gemeinsam mit ihrem Mann ausräumen. „Wir wracken die Apotheke ab.“ Nach der Abwicklung wechselt sie in ein Angestelltenverhältnis. Sorge, dass sie sich als langjährige Inhaberin dabei schwertun wird, hat sie nicht. „Da kommt man schnell rein, ich bin froh, wenn ich es als Angestellte leichter haben werde.“ Die Apothekerin freut sich auf das neue Team und den gemeinsamen Austausch. „Wenn man 23 Jahre selbstständig war, dann hat man Spaß an der Arbeit und bringt sich ein.“
An Wertschätzung seitens der Kundschaft fehle es nicht. Die Reaktionen seien erstaunlich gewesen. Viele hätten ausgedrückt, dass sie gar nicht wüssten, zu wem sie sonst gehen sollten. „Die Leute haben teilweise geweint.“