Komplikationen durch Antibiotika-Engpass

Scharlach-Welle in Großbritannien: 13 Kinder gestorben

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Berlin -

In Großbritannien häufen sich derzeit Infektion mit Scharlach. 15 Todesfälle bei Kindern und Jugendlichen wurden seit September landesweit gemeldet, die meisten in England, je einer in Nordirland und Wales. Erschwerend kommt hinzu, dass Antibiotika gegen den Erreger aus der Gruppe Streptokokken fehlen.

Scharlach: Die typische Kinderkrankheit gehört laut Robert-Koch-Institut (RKI) zu den häufigsten bakteriellen Infektionskrankheiten bei Kindern. Sie ist hochansteckend und wird durch Streptokokken aus der Gruppe A ausgelöst, welche auf der ganzen Welt vorkommen. Eine Impfung gibt es derzeit nicht. Die Erkrankung ist normalerweise antibiotisch gut zu behandeln und weist nur selten schwere Komplikationen auf.

Trotzdem hat Großbritannien laut Angaben der Infektionsschutzbehörde UKHSA (UK Health Security Agency) überdurchschnittlich viele Scharlach-Fälle mit Todesfolge zu betrauern. Gesundheitsexperten halten es für möglich, dass die Vielzahl an Erkrankten eine Folge von geschwächten Immunsystemen ist: Während der Corona-Pandemie konnten sich viele Kinder und Jugendliche aufgrund der Kontaktbeschränkungen nicht ausreichend immunisieren. In Deutschland gibt es bislang noch keine Anzeichen für eine aufkommende Scharlach-Welle. Allerdings gibt es hierzu aktuell auch keine Zahlen vom RKI.

Komplikationen, weil Antibiotioka fehlen

Bei rechtzeitiger Antibiotikagabe besteht bereits 24 Stunden nach der ersten Einnahme keine Ansteckungsgefahr mehr. Ohne Antibiotika-Therapie sind Erkrankte bis zu drei Wochen nach den ersten Beschwerden noch ansteckend. Und genau hier liegt scheinbar das Problem: Denn wie der Apothekenverband (National Pharmacy Association) einer Nachrichtenagentur mitteilte, gibt es auch in Großbritannien diverse Lücken bei der Versorgung mit flüssigem Penicillin. Dieses Antibiotikum werde Kindern mit einer Streptokokken-Infektion häufig verabreicht. Berichte über Engpässe bei Antibiotika wies der britische Gesundheitsminister Steve Barclay zurück.

Bleibt die Therapie mit Antibiotika aus, können vermehrt Komplikation durch eine zusätzliche Mittelohrentzündung, Nebenhöhlenentzündung oder Lungenentzündung beobachtet werden. Zudem sind Spätfolgen stark gefürchtet: akutes rheumatisches Fieber mit Entzündungen der großen Gelenke, des Herzmuskels, des Herzbeutels oder der Herzklappen sowie Entzündungen der Nieren. Diese sind zwar selten, aber möglich.

Krankheitsverlauf

  • meist beginnend Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Schüttelfrost und rasch ansteigendes Fieber
  • Bauchschmerzen und Erbrechen sind ebenfalls möglich
  • roter Gaumen und Rachen
  • typische „Himbeerzunge“ – zuerst mit weißem Belag, dann himbeerrot
  • rote Wangen
  • um die Mundpartie ist die Haut eher blass
  • entzündete Mandeln, unter Umständen weiß belegt
  • Lymphknoten am Hals schwellen stark an
  • nach 1 bis 2 Tagen kommt ein nicht juckender Hautausschlag hinzu
  • betroffen sind zunächst: Achseln, Brustkorb und die Leisten, bevor er sich auf den ganzen Körper ausbreitet
  • der Ausschlag verschwindet nach 6 bis 9 Tagen
  • anschließend schält sich die Haut

Aufgrund der Anteckungsintensität kommt es in Kitas und Schulen gehäuft zu Scharlach, wenn sich der Erreger erst einmal eingenistet hat. Insbesondere in der kalten Jahreszeit, wenn die Schleimhäute zu Trockenheit neigen, haben die scharlach-auslösenden Bakterien leichtes Spiel. Jeder fünfte bis zehnte Mensch ist Träger von A-Streptokokken, ohne selbst daran zu erkranken. Eine Weitergabe der beklagten Erreger ist dennoch möglich. Meist sitzen diese im Rachenraum. Durch Sprechen, Husten oder Niesen gelangen die Bakterien mittels feinsten Speicheltröpfchen in die Luft und werden beim Einatmen auf die Schleimhaut der Kontaktperson platziert. Die Inkubationszeit wird mit ein bis drei Tagen angegeben. Im Übrigen ist es möglich, mehrfach an Scharlach zu erkranken.

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