Testurteile

Schadstoffe: Getrübter Teegenuss Nadine Tröbitscher, 04.04.2017 08:00 Uhr

Berlin - 

Wer Tee trinkt, sucht nach Entspannung, Gesundheit oder Genuss. Die Teezeremonie kann jedoch durch belastende Schadstoffe getrübt sein – Stiftung Warentest untersuchte 64 Kräutertees aus der Apotheke und dem Lebensmitteleinzelhandel unter anderem auf Pyrrolizidinalkaloide (PA), Pestizide, Anthrachinon und Nikotin.

Die Prüfer untersuchten 15 Fenchel-, 18 Pfefferminz-, 15 Kamillen- und 16 Kräutertees. Unter den Produkten sind vier Arzneitees und 16 mit Biosiegel. Die Apothekenmarken Sidroga und H&S sind mit Kamillenblüten vertreten, auch die Pfefferminzblätter aus der Apotheke stammen vom Anbieter Sidroga.

Im Test der Kamillenblüten schnitt das Produkt von Meßmer mit der Gesamtnote „gut“ am besten ab. Die Arzneitees von Sidroga und H&S kommen über ein „befriedigend“ nicht hinaus. H&S liegt dennoch vor Sidroga: „befriedigend“ für den Gehalt an PA, „gut“ jedoch für den Pestizidanteil und Nikotin, „sehr gut“ das Urteil für die geringe Anthrachinonbelastung. Sidroga erhielt für die Parameter PA, Pestizide, Anthrachinon jeweils ein „befriedigend“ und für Nikotin das Urteil „gut“.

Verlierer ist das Produkt der Marke Kusmi – „mangelhaft“ das Urteil. Zu hoch ist die Belastung mit Pestiziden und PA laut Test. Das Herbizid Linuron konnte mit 1,2 mg/kg nachgewiesen werden und liegt damit deutlich über dem für Kamillentee zulässigen Höchstgehalt von 0,1 mg/kg. Das Unternehmen rief die betroffenen Tees vom europäischen Markt zurück.

Erfreulich – die meisten Pfeffermintees im Test sind empfehlenswert. „Sehr gut“ das Urteil für den Arzneitee von Sidroga, es gab keinerlei Herabstufung bezüglich PA, Pestiziden und Anthrachinon. „Gut“ lautete das Urteil beispielsweise für die Produkte von Denree, Meßmer, Teekanne, Rewe Ja oder Aldi Süd.

Schlusslicht sind die Pfefferminzblätter von Real. „Ausreichend“ urteilten die Prüfer für das Tip-Produkt, zu hoch war hier der PA-Gehalt. Pfefferminztee wird unter anderem bei Verdauungsbeschwerden eingesetzt, als Arzneitee wird ein Produkt bezeichnet, das 12 Milliliter ätherische Öle pro Kilo Droge enthält, herkömmliche Produkte beinhalten 0,6 Milliliter.

Unter den Fencheltees gab es nur eine Auffälligkeit, das Produkt von Marco Polo schnitt auf Grund des Pestizid-Gehaltes mit „befriedigend“ ab. Die übrigen 14 Produkte erhielten die Note „sehr gut“, darunter die Präparate von Alnatura, Edeka, dm Babylove, Kaufland und Lebensbaum. Da die Fenchelfrüchte gleichmäßig gestaltet sind, fällt ein Beiwerk eher auf als unter den Blüten und Blättern anderer Tees.

Die Kräuterteemischungen liegen in ihrer Benotung hinter den Einzeldrogen. Das Präparat vom Teehandelskontor Bremen erhielt als einziger die Note „sehr gut“. Die Discountertees von Aldi und Penny sowie Bünting Tee erhielten das Urteil „gut“, gefolgt von einem breiten Mittelfeld mit einem „befriedigend“ für Meßmer, Alnatura oder Goldmännchen. Die Kräutermischungen von Rossmann und Teekanne sind mit „ausreichend“ die schlechtesten im Test, da sie einen zu hohen Gehalt an PA aufwiesen.

Vor einigen Monaten untersuchte Öko-Test 14 Matetees, die eine Hälfte kam aus dem konventionellen Anbau, die andere wurde ökologisch angebaut. Das Ergebnis konnte kaum schlechter sein – zehn der vierzehn untersuchten Tees seien nicht verkehrsfähig. Grund ist der überschrittene zulässige Gehalt an Anthrachinon. Trotz einer Messtoleranz von 50 Prozent wurde die gesetzliche Höchstmenge von 0,02 mg/kg überschritten. In zwei weiteren Fällen wurde zwar der gestattete Wert überschritten, liegt jedoch abzüglich der Toleranz wieder im zulässigen Bereich.

Auch PA fielen in der Vergangenheit negativ auf. Öko-Test untersuchte Stilltees, die die Milchbildung unterstützen sollen. Apotheken, Drogerien und der Lebensmitteleinzelhandel haben viele Sorten im Angebot. Insgesamt wurden 15 Tees in ein Labor geschickt und auf ihre Unbedenklichkeit hin untersucht. Das Ergebnis zeigte deutliche Unterschiede – vor allem die Produkte aus der Offizin fielen durch. Vor zwei Jahren sah das Ergebnis noch deutlich positiver aus.