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Ab in den Urlaub

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Berlin -

Sommer heißt Urlaubszeit heißt Personalmangel. Da kommen Apothekervertreter gerade recht. Aber während die einen noch am Strand liegen, bereiten sich die anderen schon auf die Erkältungszeit im Herbst oder sogar schon auf die Allergiesaison im nächsten Frühjahr vor. Auch Wahlkampf kann einen entspannten Urlaub verhindern.

Vielleicht mild gestimmt durch die warmen Temperaturen wollen sich Krankenkassen und Apotheker wieder vertragen und versuchen, das Gezerre um die Höhe des Kassenabschlags zu beenden. Mit einem gemeinsamen Vorschlag haben sich der Deutsche Apothekerverband (DAV) und der GKV-Spitzenverband an die Politik gewandt. Das Ziel: Ein durch den Gesetzgeber festgeschriebener Zwangsrabatt. Viele Apotheker sind skeptisch, dass das gut geht.

Gegenläufig zum warmen derzeitigen Summerfeeling bereiten sich die OTC-Hersteller bereits auf die Erkältungszeit vor: Im September kommen Merck und McNeil mit neuen Nasensprays in die Sichtwahl. Im Allergiesektor wird noch frühzeitiger geplant: Gerade erst haben die Apotheken ihre Lager für die kommende Grippesaison gefüllt, da kommen schon die ersten Angebote für Antiallergika ins Haus.

Pünktlich zur kalten Jahreszeit wird es für Pulmotin eine neue Vertriebsstruktur geben. Der Hersteller Serumwerk Bernburg hat die Vertriebskooperation mit Queisser beendet. Seit Juli schickt das Unternehmen seine eigenen Leute in die Apotheken, unterstützt vom Kunden- und Vertriebsinnendienst.

Auch AEP direkt hat einen neuen Vertriebsleiter: Roland Neu hat zum 1. August die Verantwortung für das Expansionsteam übernommen. Der 51-Jährige kommt von Alliance Healthcare, wo er bis Ende 2013 als Verkaufsleiter in der Sparte Skills in Healthcare gearbeitet hatte.

Im klassischen Großhandel gibt es ebenfalls Veränderungen: Die Privatgroßhändler Ebert+Jacobi und Leopold Fiebig arbeiten künftig als Partner zusammen: Das Vertriebszentrum in Ludwigshafen geht in ein neues Gemeinschaftsunternehmen ein. Der Standort von Ebert+Jacobi Holdermann in Baden-Baden wird geschlossen. Die Kunden betreut dann Leopold Fiebig von Rheinstetten aus. Näher dran, gemeinsam eigenständig.

In ganz anderen Dimensionen denkt Stefano Pessina: Walgreens Boots Alliance soll der globale Riese heißen, der im ersten Quartal fertig geschmiedet werden soll. Pessina hält sich in der zweiten Reihe, aus der heraus er bekanntermaßen am besten über neue Allianzen nachdenken kann.

Die Apotheken und ihre Kunden plagen ganz andere Sorgen: Nach der Vertragskündigung seitens der AOK musste ein 90-jähriger Stomapatient drei Wochen – und fünf Telefonate – auf sein Medikament warten. Um die Hilfsmittelversorgung und eine „verquere Vorstellung“ von flächendeckender Versorgung streiten der Hamburger Apothekerverein und AOK Rheinland/Hamburg weiter.

Wo Wahlkampf ist, gibt es keinen Urlaub. In Sachsen forderten die Grünen diese Woche, dass Apotheken nicht verbrauchte Medikamente zurücknehmen müssen. In Brandenburg macht die Ökopartei dem Klischee des cannabisfreundlich eingestellten Fundis („Gebt das Hanf frei!“) alle Ehre: Vorgeschlagen wird ein Pilotprojekt zur geregelten Abgabe von Cannabis in Apotheken.

Auf Bundesebene interessieren sich die Grünen trotz Sommerpause wieder für Apotheken: In einer Kleinen Anfrage erkundigte sich die Fraktion bei der Regierung nach möglichen Reformen des Apothekenhonorars und der Bedeutung des Fremd- und Mehrbesitzverbots. Der Schatten von Biggi Bender reicht weit.

Beim ARZ Haan scheint eine Lösung für den Ausstieg des Apothekerverbands Westfalen-Lippe (AVWL) in Sicht. Das Rechenzentrum will den Großaktionär ausbezahlen. Ende August wird bei der Hauptversammlung über einen entsprechenden Antrag des Vorstands abgestimmt werden. Der AVWL ist nicht zufrieden und stänkert: Welche Rolle Mitaktionär Apobank und Vorstand bei Finanzierungsgeschäften gespielt haben, soll eine Sonderprüfung ans Licht bringen.

Spannendes auch in Hessen: Dort steht eine Doppelwahl in Kammer und Verband an. Beim Verband könnte der bisherige Vize Hans Rudolf Diefenbach von Dr. Peter Homann übernehmen.Wer bei der Kammer auf Erika Fink folgt, ist noch offen.

Um nochmal auf die Ferien zurückzukommen: In Deutschland unterstützen geschätzt rund 300 Approbierte Kollegen, die verreist oder krank sind. Eigentlich braucht so einen Service jeder mal – ob für einen Ausflug nach Bali oder Balkonien.

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