50 und 100 Jahre in Familienbesitz

Sanacorp-Aufsichtsratschef feiert Doppeljubiläum

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Berlin -

Bekanntlich sollen die Feste gefeiert werden, wie sie fallen. Dass es dabei so gut zusammenpasst wie aktuell im bayerischen Dillingen, ist dann aber ein besonders festlicher Anlass. Denn dort feiert Apothekeninhaber Dr. Matthias Schneider gleich zwei Jubiläen auf einmal. Die Obere Stadt-Apotheke ist seit 100 Jahren in Familienbesitz, die Schwaben-Apotheke gibt es nun seit 50 Jahren. Bei den Vorbereitungen half Schneiders Vater, mehr über die Geschichte der Betriebe aufzudecken.

Ein „großes Bohei“ wollte der Inhaber nicht um die beiden Jubiläumstage machen. „Aber ein bisschen feiern musste dann schon sein“, gibt Schneider zu. Und dafür war der Apotheker sogar bereit, einigen Aufwand auf sich zu nehmen. Die Planungen für die Feierlichkeiten starteten bereits ein halbes Jahr im Voraus. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: So platzierte der Inhaber in der lokalen Tageszeitung eine achtseitige Beilage. In dieser wurde vor allem die Geschichte der Oberen Stadt-Apotheke aufbereitet, Schneiders Vater trug mit vielen Bildern aus dem privaten Archiv zur Anschaulichkeit bei.

Die Aufnahmen fanden auch in einem Jubiläumskalender Verwendung, der an die Kunden verschenkt wurde. Ebenso gab es Blumen und Kosmetikartikel für die Gäste der Jubiläumsfeierlichkeiten. Die Schaufenster der beiden Apotheken wurden mit einem großen „Danke Dillingen“-Schriftzug beklebt. Bei den Kunden kamen die Aktionen bestens an: „Viele haben uns nicht nur zum Jubiläum gratuliert, sondern auch zur schönen Beilage in der Zeitung. Das ist natürliche eine tolle Bestätigung“, bilanziert Schneider zufrieden.

Der Apotheker führt die Obere Stadt-Apotheke in mittlerweile vierter Generation. Sein Urgroßvater übernahm den Betrieb vor 100 Jahren. Die Geschichte der Apotheke reicht allerdings noch weiter. Seit 1611 versorgt sie die Menschen in Dillingen und ist damit über 400 Jahre alt. Deutlich jünger ist die Schwaben-Apotheke, die vor 50 Jahren in einem Neubau Platz fand und zuerst von Schneiders Mutter geführt wurde.

Der Altersunterschied macht sich auch in der Optik bemerkbar: „Die eine ist die klassische, die andere die moderne Apotheke. Die Schwaben-Apotheke hat natürlich den Vorteil, dass sie nach dem Umzug in neue Räume 2016 Parkplätze hat, barrierefrei ist, über einen Kommissionierer verfügt. Aber in den beiden Apotheken ist für jeden etwas dabei“, beschreibt Schneider seine beiden Betriebe. Außerdem leitet der Pharmazeut, der nebenher Aufsichtsratschef bei der Sanacorp ist, noch zwei Filialapotheken im gut 20 Kilometer entfernten Giengen.

Dass er einmal vier Apotheken mit 70 Mitarbeitern führen würde, hätte sich Schneider nie träumen lassen. „Aber ich habe es als Chance gesehen. Und trotz all des Aufwands macht es auch sehr viel Spaß“, so der Apotheker, der den Familienbetrieb seit Oktober 2003 führt. Unterstützung erhält er dabei von seinen Eltern. Auch wenn die beiden Pharmazeuten offiziell im Ruhestand sind, unterstützen sie ihn nach Kräften. „Sie drängen sich nicht auf, sind aber immer da, wenn ich eine Frage habe“, erzählt Schneider.

Gerade der Vater schaue aber bis heute noch oft in der Apotheke vorbei. „Er wurde im Haus der Oberen Stadt-Apotheke geboren, er kann gar nicht ohne sie“, erklärt Schneider die besondere Beziehung zwischen Vater und Betrieb. „Er übernimmt ein paar Bürotätigkeiten und stellt sich im Notfall noch an den HV.“ Und auch bei den Jubiläumsfeiern wirkte er aktiv mit, forschte zur Geschichte der Oberen Stadt-Apotheke und trug zahlreiche Anekdoten zur Zeitungsbeilage bei.

Für Schneider war schon früh klar, dass er seinen Eltern einmal nacheifern möchte. Dennoch machte er sich zu Schulzeiten auch Gedanken über mögliche Alternativen. „Vieles, was mich sonst interessiert hat wie Sprachen oder Geschichte, wäre aufs Lehramt hinausgelaufen. Aber ich bin sehr ungeduldig, also wäre der Beruf nichts für mich gewesen“, lacht der Apotheker. Zwar hält er heute gerne Vorträge, doch möchte es der Pharmazeut dabei belassen.

Stattdessen zog es Schneider zum Pharmaziestudium nach Würzburg, danach kehrte er in seine Heimatstadt zurück. „Ich würde es wieder tun, wenn ich die Wahl hätte. Aber ich würde auch wieder über die gleichen Dinge schimpfen“, bewertet der Apotheker seine Erfahrungen an der Universität. „Insgesamt war es aber eine sehr schöne Zeit.“ Den Berufsalltag sieht Schneider dagegen kritischer: „Gerade der Verwaltungsaufwand nervt. Da macht es teilweise keinen Spaß mehr.“

Seinem Berufsstand wünscht der Inhaber mehr Selbstvertrauen: „Was beschlossen ist, können wir eh nicht ändern. Wir müssen lernen, damit umzugehen und das Beste daraus zu machen.“ Die Apotheker müssten ihre Leistungen in den Vordergrund stellen und so den Anspruch auf Honorierung ihrer Dienstleistungen untermauern. Die Kunden hätten durchaus Verständnis dafür: „Nach unserem Jubiläum erschien noch ein Artikel in unserer Zeitung, wo die Situation der Apotheker erklärt wurde. Danach kamen viele zu mir und meinten ‚Ah, so ist das also‘. Wenn wir ihnen erklären, was los ist, dann verstehen die Menschen uns besser“, ist Schneider sicher.

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