In der Apotheke am Zoo in Krefeld war samstags Däumchen drehen angesagt. Denn nur wenige Kunden fanden ihren Weg in die Apotheke. Inhaber Klaus Mellis beschloss daher, samstags gar nicht erst zu öffnen. Doch traurig ist er deshalb nicht. Im Gegenteil: Er ist sich sicher, dass die Schließung an Samstagen die Zufriedenheit der Mitarbeiter fördert und auch neue Fachkräfte anlockt.
„Achtung, wir ändern unsere Öffnungszeiten“, hieß es auf der Facebook-Seite der Krefelder Apotheke am Zoo Anfang Oktober. Auch in der Offizin selbst wurden Informationszettel verteilt, die die Kunden darüber informieren sollten, dass sie ab Mitte Oktober samstags nicht mehr in die Apotheke zu kommen brauchen. Denn sie bleibt geschlossen. „Die Entscheidung musste ich so treffen“, sagt Mellis, der die Apotheke am Zoo als Filialapotheke betreibt. „An Samstagen hatten wir schlicht zu wenige Kunden.“
Das sei nicht nur aus betriebswirtschaftlicher Sicht langfristig nicht vertretbar. „Auch gegenüber meinen Mitarbeitern, die ja trotzdem jeden Samstag zur Arbeit erscheinen, wäre es nicht gerade fair, einfach so weiterzumachen“, so der Apotheker. Die Apotheke am Zoo habe eben keine Lauflage. Wenn Ärzte geschlossen hätten, würden nur wenige Kunden kommen. „Schon freitagnachmittags müssen wir uns oft miteinander beschäftigen, weil kaum Kunden reinkommen“, sagt Mellis mit Galgenhumor. „Zwar ist es auch mal schön, aber betriebswirtschaftlich ist es weniger lustig.“
Während man in größeren Apotheken, die noch andere Leistungen wie beispielsweise die Heimversorgung anbieten, die kundenarme Zeit dazu nutzen kann, solche Aufgaben im Backoffice zu erledigen, braucht man kleinere Apotheken, die nur Laufkundschaft versorgen, nach Auffassung der Apothekers zu bestimmten Zeiten eigentlich gar nicht zu öffnen. Wenn nichts zu tun ist, würden sich die Mitarbeiter nur langweilen und könnten nicht erwarten, bis die Arbeitszeit endlich rum ist. „Das fördert nicht gerade die Motivation“, weiß er.
Bevor Mellis beschlossen hat, dass Apotheke am Zoo samstags geschlossen bleibt, hat er die Zahlen analysiert. Und sie waren alles andere als erfreulich. Die Betrachtung über neun Samstage im August und September ergab, dass insgesamt gerade einmal 284 Kunden kamen. Das sind im Durchschnitt 31,5 Kunden an einem Samstag. Dementsprechend sahen auch die Umsatzzahlen aus. Die Apotheke verzeichnete einen durchschnittlichen Bruttoumsatz von knapp 650 Euro pro Samstag.
Ausgehend von dieser Summe hat der Apotheker einen Rohertrag von 152 Euro errechnet. Legt man zugrunde, dass die Apotheke am Zoo bisher an einem Samstag von 9 bis 13.30 Uhr offen hatte, ergeben sich durchschnittlich knapp 34 Euro Rohertrag pro Stunde. „Allein ein angestellter Apotheker kostet bei einer 40 Stundenwoche und 4000 Euro Bruttogehalt sowie 13 Monatsgehältern 33,25 Euro pro Stunde“, erklärt Mellis. „Die betriebswirtschaftliche Rechnung geht also nie und nimmer auf.“
Vor allem in Zeiten, wo qualifizierte Mitarbeiter schwer zu finden und zu halten seien, müsse man als Chef aber nicht nur auf den Umsatz, sondern auch auf die Mitarbeiter und ihre Sorgen und Bedürfnisse achten, ist Mellis überzeugt: „Der Trend geht eindeutig zu mehr Work-Life-Balance.“ Seine Mitarbeiter seien mit seiner Entscheidung sehr glücklich. Wie seine Kunden darauf reagieren werden, bleibe dagegen abzuwarten. „Ich weiß nicht, ob die Bevölkerung mich abstraft und nicht mehr kommt“, sagt er. „Aber so wie bis jetzt ging es eben auch nicht.“
Von der Politik fordert der Apotheker eine Flexibilisierung der Öffnungszeiten. Der Gesetzgeber solle „die alten Zöpfe“ abschneiden und die Pflichtöffnungszeiten abschaffen. „Es ist immer noch besser, Öffnungszeiten zu reduzieren, als die Apotheke ganz zu schließen“, meint Mellis. Es gebe genügend Beispiele, dass Apotheken vor allem in ländlichen Regionen schließen mussten, weil das Personal fehlte, um die Öffnungszeiten abzudecken.
Schon Apotheken, die samstags nicht öffneten, hätten mehr Bewerber auf vakante Stellen. „Für mich ist es ein Zeichen, dass Leute samstags nicht arbeiten wollen“, sagt er. Seine jüngsten Erfahrungen bei der Besetzung einer freien Stelle in der Apotheke am Zoo würden diesen Eindruck bestätigen.
Zunächst sei die Suche mit nur mäßigem Erfolg verlaufen. Als feststand, dass die Apotheke am Zoo samstags geschlossen bleibe, passte Mellis den Anzeigentext entsprechend an. „Ich hatte auf einmal viel mehr Bewerbungen“, berichtet er. Und tatsächlich sei ein Apotheker dabei gewesen, mit dem er sich einig wurde. Einer der ausschlaggebenden Gründe, warum der künftige Mitarbeiter seine aktuelle Stelle verlässt und bei Mellis anheuert, sei die Tatsache gewesen, dass er samstags nicht arbeiten muss.
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